Weihnachtspredigt von Bischof Wiesemann
„Keiner lebt für sich allein"
Speyer. Zu einem Aushalten der Spannungsbögen des Lebens ruft Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann in seiner Weihnachtspredigt auf: „In allen Dimensionen des Lebens gilt es den Punkt zu finden, in dem sich die wirkenden Kräfte nicht gegenseitig zersetzen und zerstören, sondern sich Räume gelingenden Zusammenlebens auftun.“ Davon hänge das Gelingen nicht nur des eigenen Lebens, sondern des zerbrechlichen Gleichgewichtes ab, das angesichts der wachsenden ökologischen Bedrohungen und sozialen Spannungen entscheidend sei.
Notwendig sei eine neue Balance zwischen Freiheit und Rücksichtnahme. „Keiner lebt für sich allein. Es gibt keine Freiheit, die nicht auch Auswirkungen auf andere hat“, so Wiesemann. Er warnte vor Freiheitsvorstellungen, die sich nur auf sich selbst beziehen. Die Illusion uneingeschränkter Freiheit habe schon „lange ihre Unschuld verloren“. Ein Leben auf Kosten der kommenden Generationen könne nicht glücklich machen. „Wenn die Coronakrise ein Gutes bewirken kann, dann dass uns der Wert des Miteinanders, der Verantwortung füreinander, die Sinnhaftigkeit und Kostbarkeit des miteinander geteilten Lebens wieder mehr ins Bewusstsein rückt.
Wiesemann stellt in seiner Weihnachtspredigt fest: „Unsere Gesellschaft muss ihre innere Mitte wieder finden.“ Wenn das Vertrauen in diese Mitte schwinde, dominierten die Extreme. „Dann wird aus dem zerbrechlichen Gefüge von Freiheit und Verantwortung Gewalt, Hass und Spaltung.“ Er ermutigte zu einem Weg der Mitte und einer neuen Kultur des Miteinanders. „Was wir brauchen, sind Menschen, die sich nicht von ihren Ängsten und Befürchtungen, sondern von ihrer Sehnsucht leiten lassen.“
In seiner Menschwerdung zeige Gott den Menschen die innere Mitte, „die Liebe, in der sich Freiheit und Verantwortung miteinander vermählen und der humane Raum der Solidarität und Mitmenschlichkeit entsteht.“ Der Bischof betonte: „Wo die Liebe wohnt, wohnt Gott.“
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