"Offen zum Himmel"
Neues Buch über Speyerer Evangeliar vorgestellt
Speyer. Es ist eine fast übersehene Kostbarkeit im Speyerer Dom: Ein Evangeliar mit zwölf Bildtafeln aus Email auf Goldgrund aus dem Jahr 1984. Das Werk der Benediktiner-Ordensfrau Lioba Munz (1913 bis 1997) aus der Abtei St. Maria in Fulda wird 40 Jahre nach seiner Entstehung mit einem Buch in der Schriftenreihe des Speyerer Diözesan-Archives gewürdigt. Der Speyerer Theologe und Publizist Klaus Haarlammert hat das 80-seitige Buch mit dem Titel „Offen zum Himmel“ verfasst.
Die zwölf Tafeln, die wie der kunstvoll gestaltete Einband allesamt als Bilder im Buch zu finden sind, zeigen herausragende Ereignisse aus der Heiligen Schrift. Zunächst die wichtigsten Feste der Christenheit: Weihnachten, Ostern und Pfingsten. Dann die katholischen Hochfeste Verkündigung des Herrn, Darstellung des Herrn und Aufnahme Marias in den Himmel. Weitere Tafeln sind dem Leben und Wirken Jesu gewidmet: Bergpredigt, Brotvermehrung, Heilung eines Blinden, Einzug Jesu in Jerusalem, Fußwaschung, Kreuzigung und Grablegung Jesu.
Autor Klaus Haarlammert, Jahrgang 1948, erläutert sowohl die Motive der einzelnen Bildtafeln als auch den mit kostbaren Elementen geschmückten Einband. Das Buch erschließt dem Betrachter und Leser Theologie und Spiritualität der farbenprächtigen Darstellungen sowie der Bibeltexte.
Weihbischof und Dompropst Otto Georgens sagte bei der Buchvorstellung im Speyerer Kloster St. Magdalena, das Evangeliar sei wie das neue Buch darüber „zum Lob der Herrlichkeit Gottes“ gemacht: „Schwester Lioba wollte Gottes Herrlichkeit verkünden und ins Bild setzen.“ Das Buch von Klaus Haarlammert lade nun ein, den Emailbildern zu begegnen, sie zu betrachten und zu meditieren. Der Dompropst äußerte den Wunsch, dass das kostbare Evangeliar trotz dessen Gewichts vermehrt eine Rolle im Dom spiele: „Es ist nicht geschaffen worden, dass es irgendwo verborgen ist oder gar verstaubt, sondern für den liturgischen Gebrauch.“ So sei der Einsatz des Kunstwerkes etwa an den Festtagen denkbar, zu denen sich im Evangeliar eine Bildtafel befindet.
Dr. Thomas Fandel, der Leiter des Diözesan-Archivs, stellte die Reihe vor, in der „Offen zum Himmel“ nun der 57. Band ist. Solche Buchveröffentlichungen seien das „Sahnehäubchen“ der Archivarbeit, „weil darin die wissenschaftliche Beschäftigung mit unseren Archivalien und Dokumenten und unserer Kirchengeschichte zum Ausdruck kommt“. Mit dem Archivgut, so der Historiker, sei es wie mit dem Evangeliar Schwester Liobas: „Es geht nicht darum, dass wir die Dinge verborgen halten, sondern darum, dies einer möglichst breiten Öffentlichkeit präsent zu machen.“
Autor Klaus Haarlammert hob die einzigartige Bedeutung gerade des Speyerer Evangeliars von Lioba Munz hervor: „Keines ihrer Werke ist theologisch und spirituell so dicht wie das Speyerer Evangeliar.“ Der Theologe warb für einen größeren Stellenwert der Verkündigung in der Kirche: „Bei allem, was wir in der Kirche heute erleben – auch bei allen Sparmaßnahmen - dürfen wir nicht vergessen, dass wir Gottes Wort verkünden müssen.“ Und dabei müsse auch etwas von dem Glanz deutlich werden, der diesem Wort innewohne, schlug Haarlammert einen Bogen zu dem prächtigen Evangeliar und zitierte die Dichterin Hilde Domin: „Wir essen Brot, aber wir leben vom Glanz.“ Hubert Mathes
Zum Weiterlesen
Klaus Haarlammert: Offen zum Himmel. Das Evangeliar der Benediktinerin Lioba Munz im Dom zu Speyer. Schriftenreihe des Diözesan-Archivs Band 57, Pilgerverlag Speyer, 2023. 80 Seiten, Softcover, ISBN 978-3-946777-31-1, Preis: 14,95 Euro.
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