Sanierungsmaßnahme im Dom zu Speyer fast abgeschlossen
"Noch kein Lebender hat die Domvorhalle je so strahlend schön gesehen"

Domdekan Dr. Christoph Kohl zeigt anhand einer Schwertspitze aus Styropor, wie fehlende Teile an den Figuren in der Vorhalle ersetzt werden | Foto: Heike Schwitalla
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Speyer. Seit vielen Monaten schon ist die Vorhalle des Speyerer Doms für die Besucher nicht zugänglich. Umfangreiche Restaurierungsarbeiten fanden dort statt. Die Restaurierung betraf alle sichtbaren Flächen der Vorhalle, Gewölbe, Reliefs und Skulpturen. Die Maßnahme bleibt im geplanten Zeit- und Kostenrahmen. Das bedeutet, dass der prognostizierte Kostenrahmen von 890.000 Euro eingehalten werden kann. Finanziert wurde die umfangreiche Restaurierung aus Bundesmitteln in Höhe von 356.000 Euro aus dem Denkmalschutz Sonderprogramm VII und einer Unterstützung des Landes Rheinland-Pfalz in gleicher Höhe. Den Rest finanziert das Domkapitel aus eigenen Haushaltsmitteln. 
Die Arbeiten an der Raumschale sind nun fast fertig, so dass das Gerüst noch vor Weihnachten abgebaut werden kann. Die Abgrenzung nach Außen wird noch so lange stehen bleiben, bis der moderne Taubenschutz vollständig installiert ist. Auch die Beleuchtung wird noch erneuert. Arbeiten an den Bodenplatten können erst im Februar durchgeführt werden, denn derzeit ist der Boden noch teilweise vom Gerüst bedeckt. 

Die restaurierte Vorhalle erstrahlt | Foto: Heike Schwitalla
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Akustische und optische Taubenabwehr

Was den Schutz vor Tauben betrifft will man am Dom neue Wege gehen: Statt Draht und Spitzen, so wenig effektiv wie tierfreundlich, soll nun auf akustische und optische Taubenabwehr gesetzt werden. Für den Menschen nicht wahrnehmbare Klänge schrecken die Tiere ab und Schälchen, gefüllt mit Gel erzeugen fiktive "Flammenwände", die die Vögel zusätzlich abwehren sollen. "Man muss sehen, wie das alles wirkt, wir wollen das erst einmal erproben", sagt Dombaumeisterin Hedwig Drabik.
 
Sie freut sich sehr über den positiven Abschluss der ersten großen Baumaßnahme seit ihrem Amtsantritt im März. Und auch Dr. Christoph Kohl, Domdekan und Domkustos, ist begeistert:  „Der neoromanische Westbau gehörte bisher zu den eher ungeliebten Teilen des Doms, auch ich selbst habe mich dort bei meinen Führungen bislang nie lange aufgehalten – das wird sich ab sofort ändern. Ein Arbeiter hat ganz treffend gesagt, dass man sich bewusst machen müsse, dass kein Lebender diesen Teil des Doms jemals in diesem Zustand, so strahlend schön gesehen hat", merkt er an.

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Steinoberflächen waren verfärbt, Figuren mit dicken Schmutzschichten überzogen. Um die Substanz nicht zu schädigen, wurden sie mit moderner Lasertechnik gereinigt und leuchten nun wieder in ungeahnten Farbtönen. Die Deckengewölbe wurden mittels herkömmlicher Dampfreinigung gesäubert und zeigen nun wieder die von Natur aus gelben Ziegelsteine und die rötlichen Einfassungen. Ein Zustand, der wohl nur kurze Zeit nach der Erbauung so zu erleben war, wie Kohl betont. Der jetzt aber möglichst lange so erhalten werden soll. Zum einen sei die Schwefelbelastung in der Luft nicht mehr so gravierend, zum anderen führe am Dom ja mittlerweile keine "Hauptverkehrsstraße" vorbei, wie das früher der Fall war.

Problematisch: An vielen Figuren werden immer wieder Teile abgebrochen - teilweise ist das der "Zahn der Zeit", aber auch bei Souvenirjägern seien Teile aus dem Dom sehr beliebt, berichtet Christoph Kohl. Brechen Stücke aus Altersgründen ab, seien sie oft noch erhalten und werden bis zur Restaurierung aufbewahrt, häufig müssen Teile aber auch nachgebaut werden - etwa bei der Schwertspitze des Rudolph von Habsburg, die verloren ging und bisher nur als Styropormodell existiert.

Domdekan Dr. Christoph Kohl zeigt anhand einer Schwertspitze aus Styropor, wie fehlende Teile an den Figuren in der Vorhalle ersetzt werden | Foto: Heike Schwitalla
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Das Schraudolph-Fresko bleibt ein "Sorgenkind"

Sorgen bereitet den Restauratoren noch das Fresko über dem Hauptportal. Es gibt Probleme mit dem Untergrund, Abplatzungen und teilweise laienhafte Restaurierungsversuche aus vergangenen Zeiten. Die Experten haben sich nun daran gemacht, ein Gesamtkonzept zur Restaurierung des Freskos, das von dem deutschen Kirchen- und Historienmaler Johann von Schraudolph (1808 bis 1879) stammt und im Stil der Nazarener gemalt ist, zu entwickeln. "Kosten und Dauer der Maßnahme können noch nicht beziffert werden", so Wolfgang Franz, der Leiter der kirchlichen Denkmalpflege. Es gebe bisher keine vergleichbaren Fälle, man sei sich aber relativ sicher, dass man die Vergoldung im Hintergrund wohl kaum erhalten könne, so Dombaumeisterin Hedwig Drabik. "Wir sind aber zuversichtlich, dass wir auch hier den Ursprungszustand wieder herstellen können", so die Dombaumeisterin weiter. 

Wann auch immer die Restaurierung letztlich startet, die Vorhalle kann während der Arbeiten dann wohl geöffnet bleiben. 2020 sollen auf jeden Fall erst einmal Voruntersuchungen gemacht und ein Konzept erstellt werden.

Noch nicht restauriert, aber in Planung: Das Fresko über Hauptportal | Foto: Heike Schwitalla
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Heike Schwitalla aus Germersheim

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