Notfallseelsorge in der Schule
"Wir können Krise" - ein Jahresrückblick
Speyer. Das ökumenisch aufgestellte Team der Notfallseelsorge in der Schule blickt auf ein ereignisreiches Jahr 2023 mit rund 30 Einsatztagen zurück. „Wir kommen in die Schulen, um in Krisensituationen zu beraten, zu unterstützen und zu begleiten“, erklärt Thomas Stephan, Leiter der Abteilung Lernkultur und Schulseelsorge im Bistum Speyer.
2023 gab es insgesamt 20 solcher Krisen: Tode von Schülern, verstorbene Lehrer, Todesfälle von Eltern sowie weitere besondere Umstände wie z.B. Unfälle oder medizinische Notfälle. „Das führte insgesamt dann zu 30 Einsatztagen. Runtergerechnet auf die Öffnungszeiten der Schulen hatten wir damit im Schnitt ungefähr drei Einsätze im Monat“, erklärt Anke Lind, Beauftragte für Schulseelsorge bei der Evangelischen Kirche der Pfalz. „Hinzu kommen dann noch Beratungen via Telefon oder E-Mail.“ Das Einsatzgebiet der Schulseelsorge liegt auf dem deckungsgleichen Gebiet des Bistums Speyer und der Evangelischen Kirche der Pfalz.
„Krisenarbeit ist Teamarbeit“, erzählt Stephan, „deshalb kommen wir meistens als Team zu unseren Einsätzen, und wir versuchen auch immer gemischt aufzutreten, sowohl in Hinblick auf das Geschlecht als auch bei der Konfession.“ Das Kernteam der Schulseelsorge besteht aus vier Personen: Neben Thomas Stephan und Anke Lind sind auch Michael Gabel und Christiane Kämmerer-Maurus regelmäßig im Einsatz. „In unserem guten Miteinander liegt unsere große Stärke“, resümiert Lind.
Wichtig bei jedem Einsatz ist darüber hinaus die Netzwerkarbeit, das heißt die enge Zusammenarbeit mit Schulleitung, Schulpsychologie, Schulsozialarbeit, und ggf. auch Polizei oder Vereinen. Nach der Alarmierung, v.a. durch Mitglieder einer Schulgemeinschaft, aber auch durch Einsatzkräfte oder Rettungsleitstelle, stehen die Schulseelsorger beratend, unterstützend und begleitend zur Seite. „Die Menschen vor Ort brauchen in der Krise schnelle, verlässliche und professionelle Hilfe“, so Stephan. Die Aufgaben dabei sind vielfältig, wie Lind erklärt: „Ob Gespräche einzeln oder in Gruppen, Elternarbeit, das Überbringen von Todesnachrichten oder die Planung von Trauerfeiern – Wir unterstützen, wo wir gebraucht werden.“ Thomas Stephan fasst zusammen: „Unsere Aufgabe ist es, Halt und Sicherheit zu geben.“ „Für alle“, ergänzt seine evangelische Kollegin. Dabei geht es auch darum, kulturell und religiös sensibel zu handeln, etwa wenn ein Gebet gewünscht wird.
Die Notfallseelsorge wurde nach Einschätzung von Stephan in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren bekannter, auch weil sich die Wahrnehmung und der Umgang im Zusammenhang mit Trauer und Krisen verändert hat. Die Teammitglieder der „Notfallseelsorge in der Schule“ sind gleichermaßen ausgebildet und erfahren in den Bereichen Notfall- und Schulseelsorge. „Bei der Ausbildung habe ich auch gelernt, dass es wichtig ist, immer ehrlich zu sein, egal wie schwer es ist. Ich sage gerne: Wir können Kinder vor den Krisenthemen nicht beschützen, aber wir können sie bei der Verarbeitung begleiten“, erzählt Stephan. Lind: „Wir erleben Menschen schulisch gesehen in herausfordernden Ausnahmesituationen. Das ist schwer, aber mir hilft es zu wissen, dass da auch in der größten Krise noch etwas ist. Uns als Team stützt unser Glaube.“
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