Lars Kegler und Sohn Leon stehen beide als Schiedsrichter auf dem Platz
Speyer. Ganz klar: Es ist ein Vater-Sohn-Ding. Lars und Leon Kegler aus Speyer sind beide seit kurzem Schiedsrichter, gemeinsam haben sie das Ausbildungs-Wochenende an der Sportschule in Edenkoben absolviert, zusammen die Prüfung gemacht. "Das war ein Traum-Wochenende - wenn nur die Prüfung nicht gewesen wäre", scherzt Lars Kegler. Er habe dafür wesentlich mehr lernen müssen als sein 13-jähriger Sohn, behauptet er. Am Ende schnitt Leon trotzdem einen Punkt besser ab. "Hauptsache bestanden", sagt der Ältere. Denn auch wenn überall dringend Schiedsrichter gesucht werden: Die Durchfallquote ist hoch. Alleine in Keglers Kurs haben es von 24 Teilnehmern sechs nicht geschafft.
Der Kurs hat zunächst ihren Glauben daran erschüttert, sich mit Fußball und den entsprechenden Regeln auszukennen. Beim Einstiegstest am ersten Tag fielen zuerst einmal alle Teilnehmer durch. "Wir hatten das Gefühl, überhaupt keine Ahnung zu haben", sagt Lars Kegler. Dabei ist das Vater-Sohn-Gespann Fußball-erfahren. Lars Kegler hat seit acht Jahren den Trainerschein, trainiert bei der Spielvereinigung Rot-Weiß in Speyer die C-Jugend. Genau so lange spielt Sohn Leon schon bei Rot-Weiß. Aber in der Schiedsrichter-Prüfung geht es nicht nur um die richtige, regelkonforme Entscheidung, als Chef auf dem Platz muss man auch wissen, wie das Spiel nach der Entscheidung weiter geht. Dass die beiden das können, haben sie auf dem Fußballplatz bereits mehrfach unter Beweis gestellt: Leon hat 20 Spiele der D-, C- und B-Jugend gepfiffen und ein Spiel als Linienrichter in der Regionalliga absolviert. Sein Vater war gerade bei seinem elften Spiel als Schiedsrichter im Einsatz.
"Wir wollten das gemeinsam machen, auch damit wir uns gegenseitig Tipps geben können", sagen die beiden zur Schiedsrichter-Ausbildung. Auf die Idee hat sie ein Flyer beim Verein gebracht. Zur Ausbildung gehört die Theorie und "ein kleiner Fitnesstest". Lockeres Laufen und ein bisschen Sprinten - kein Problem für Lars Kegler, der als Berufsfeuerwehrmann topfit sein muss, privat Marathon läuft und mehrere - teils etwas verrückte - Weltrekorde hält. Gerade erst war er in voller Feuerwehr-Montur zwölf Stunden auf dem Laufband, um mit 73,94 gelaufenen Kilometern den Rekord nach Speyer zu holen - und wie nebenbei noch einen Batzen Geld für die Soziale Anlaufstelle zu sammeln.
Als Schiedsrichter muss man fit sein, nicht nur um körperlich über die volle Spielzeit auf dem Platz mitzuhalten, sondern auch, damit der Kopf mit genügend Sauerstoff versorgt ist und man konzentriert gute Entscheidungen treffen kann. Eine Fehlentscheidung am Ende einer Partie, in der es unentschieden steht, und die Hütte brennt. "Bei meinen ersten Spielen als Schiedsrichter war ich sehr aufgeregt, beim ersten Einsatz als Linienrichter auch", sagt Leon Kegler. Aber der Spaß überwiege. Leon möchte gerne so hoch wie möglich kommen. "Mit 13 ist noch alles drin", sagt sein Vater. Für den 41-Jährigen ist in der Landesliga Schluss.
Lars Kegler will beiden Mannschaften gerecht werden - im besten Fall bis zum Abpfiff. "Es gibt eine große menschliche Komponente", sagt er. Der Rahmen sei klar gesetzt, die Regeln bekannt, dennoch gebe es Situationen, in denen der eine pfeift, der andere das Spiel weiter laufen lässt. Das macht für ihn den Reiz am Schiedsrichter-Dasein aus. Dass Fußball hierzulande etwas hoch Emotionales ist, die Erfahrung durfte er auch schon machen - als er bei einem Spiel, bei dem es für keine der beiden Mannschaften um irgendwas ging, übel beschimpft wurde. Das bereitet ihm Sorge - und er ist froh, dass Leon davon bislang verschont geblieben ist.
Die beiden Borussia Dortmund-Fans schauen sich jetzt auch Fußballspiele anders an. "Ich gucke viel mehr darauf, wie sich die Schiedsrichter bewegen - und natürlich auch auf ihre Entscheidungen", sagt Leon, der die siebte Klasse des Friedrich-Magnus-Schwerd-Gymnasiums besucht. Von der Fußball-Begeisterung in der Familie Kegler hat sich sein kleiner Bruder Benny nicht anstecken lassen. Obwohl der Achtjährige schon als Baby mit auf dem Platz war, hat er sich schon vor drei Jahren fürs Ringen beim AV03 entschieden. Allerdings liebäugelt er mit einer Ausbildung zum Ringrichter - wenn er erst alt genug dafür ist. Die Keglers sind eben gerne Chef im Ring - und auf dem Platz. [cobc]
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.