Walddusche - ein erfrischendes Erlebnis!
Nix für Warmduscher
Wandertipp. Brrr... Das ist nix für Warmduscher. Eiseskälte durchströmt den Körper, als der harte Wasserstrahl der Walddusche auf die nackte Haut trifft. Eine Dusche mitten im Wald? Die gibt’s tatsächlich und zwar im Hainbachtal unweit des Weindörfchens Frankweiler.
Von Markus Pacher
Walddusche von 1849
Bei der 1849 erbauten Walddusche handelt es sich um die einzige in Deutschland erhaltene Anlage ihrer Art. Sie steht daher unter Denkmalschutz. Wiederentdeckt wurde sie erst im Sommer 1990, nachdem zunächst ein Teil der Wasserzuführung gefunden worden war. Die Anregung zum Bau der Anlage stammt von einem Arzt namens Ludwig Schneider, der in Gleisweiler eine Kaltwasserheilanstalt begründet hatte. Kaltwasserheilanstalten kamen in Deutschland in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert in Mode, lange bevor Sebastian Kneipp die wohltuende Wirkung von kalten Wasseranwendungen auf Körper und Geist propagierte.
Als idealen Abschluss unserer Wanderung empfiehlt sich die Walddusche natürlich vor allem bei sommerlich heißen Temperaturen. Zur üblichen Ausrüstung mit Rucksack und Wanderschuhen sollte dabei die Badehose bzw. der Bikini nicht vergessen werden. Im Winter können ganz Hartgesottene auf diese lästigen Utensilien verzichten, denn etwaige Beobachter sind zu dieser Jahreszeit rar gesät.
Steiler Anstieg zum Orensfels
Wieder kombinieren wir dieses kuriose Wanderziel mit einer herrlich abwechslungsreichen Rundwanderung. Wer die völlige Einsamkeit liebt, wird an sonnigen Tagen allerdings eine Enttäuschung erleben - zum regelrechten Hotspot geriet unsere Südpfalz-Exkursion spätestens bei der Ankunft am Orensfelsen. Gleich den nach Sonne und warmen Fels lechzenden Eidechsen, (über)bevölkern die Wanderfreunde das Felsplateau mit seiner einmaligen Sicht über die Reichsfeste Trifels hinaus bis in die Vogesen hinein. Oh Pfälzerwald, wie schön bist du!
Sensationeller Kiesbuckel
Den Orensfelsen müssen wir uns hart erkämpfen. Wir starten vom Wanderparkplatz in St. Johann (oberhalb von Albersweiler). Über steile Pfade gelangen wir zunächst zum idyllisch gelegenen Naturfreundehaus am Kiesbuckel, an dem wir normalerweise den starken Flüssigkeitsverlust mit einer kühlen Rieslingschorle kompensieren. Der Kiesbuckel ist eine geologische und botanische Sensation, wie wir sie im Pfälzerwald noch nie zuvor gesehen haben. Ihr Bewuchs ähnelt jener der Macchia und man fühlt sich beim Durchschreiten dieses mit dornigen Sträuchern übersäten stachelig-felsigen Terrains unweigerlich in mediterrane Gefilde versetzt.
Endlos schraubt sich von der Kiesbuckelhütte der Weg weiter steil nach oben, immer wieder breite Forstwege kreuzend. Obacht! Immer die Augen offen halten, nicht zu sehr ins Gespräch vertiefen, sonst gerät man in die berühmt-berüchtigten Endlosschleifen des Pfälzer Waldes. Dann werden harmlose zwei Kilometer gerne mal zu fünf oder acht... Erschöpft erreichen wir den Orensfelsen.
Auf den (Unfall)Spuren von Heiner Geißler
Trotz Ermüdung zieht es uns aufgrund des hohen Publikumsaufkommens weiter zur unweit gelegenen Startrampe der Gleitschirmflieger, dort wo einst der Abenteurer und Politiker Heiner Geißler recht unsanft in einer Baumkrone landete und sich dabei schwere Rückenverletzungen zuzog. Wir dagegen legen uns brav auf die Wiese, lassen die Seele baumeln, genießen unser Picknick und erfreuen uns bester Gesundheit. Der Weiterweg ist eine gemütliche Angelegenheit und schnell erzählt. Bald erreichen wir die Landauer Hütte, gönnen uns von dort einen 700-Meter-Abstecher zur Burgruine Neuscharfeneck, wandern dem munter plätschernden Hainbach entlang Richtung Rheinebene, entdecken kurz vor Frankweiler die Walddusche und promenieren gut erfrischt der wärmenden Abendsonne entgegen nach St. Johann, wo wir nach vierstündigem glückseligen Lustwandeln froh gelaunt unser Auto erreichen. pac
Die Route (ca. 11 Kilometer)
Wanderparkplatz St. Johann - Naturfreundehaus am Kiesbuckel - Orensfelsen - Landauerhütte - Abstecher Burgruine Neuscharfeneck - Hainbachtal - Walddusche - Frankweiler - Wanderparkplatz St. Johann
Einkehrtipps (z. Z. geschlossen)
Naturfreundehaus Kiesbuckel, geöffnet Samstag/Sonntag/Feiertag von 10 bis 18 Uhr, Hüttentelefon 06345 91804
Landauer Hütte, Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 11 bis 17 Uhr; mittwochs (Mai bis Oktober, z. Z. noch geschlossen); Ferien von Rheinland-Pfalz von 11 bis 17 Uhr; freitags geschlossen; Hütte: 06345 3797; Hüttenwart 06345 8421.
Autor:Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße |
1 Kommentar
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.