Interview der Woche
Puppenspielerin Eleen Dorner
Von Markus Pacher
Mußbach.Ihre Leidenschaft für die Bühne und das Theaterspiel hat Eleen Dorner schon als Schülerin entdeckt. Aufgewachsen in Moers am Niederrhein hat die Puppenspielerin mit griechischen Wurzeln schon während ihres Studiums der Sozialpädagogik in Düsseldorf nach einem Praktikum beim „Puppentheater am Fürstenplatz“ ein eigenes Theater gegründet. Über das Puppenspiel hat sie auch ihren Mann Markus Dorner kennen- und lieben gelernt. Gemeinsam begeistern sie mit ihrem Puppentheater „Dornerei“ seit zwanzig Jahren im Herrenhof viele kleine und große Theaterfreunde. Wir sprachen mit der 56-jährigen neuen 1. Vorsitzenden der Fördergemeinschaft Herrenhof über die jüngsten Entwicklungen im Herrenhof Mußbach und was sie an ihrem Beruf so begeistert.
??? Liebe Eleen, hast du deine schon früh getroffene Lebensentscheidung, dich als Puppenspielerin selbstständig zu machen, jemals bereut?
Eleen Dorner: Nein, zu keinem Zeitpunkt. Das Puppenspiel ist für mich nach wie vor ein Traumjob.
??? Warum fiel die Wahl eures Wohn- und Arbeitsorts ausgerechnet auf Neustadt?
Eleen Dorner: Der Umzug 2002 in die Pfalz war eine bewusste Entscheidung. Wir wollten ganz neu anfangen. Unser Kriterium für unser künftiges Lebensdomizil war: Eine Stadt irgendwo in Deutschland so um die 50.00 Einwohner, die noch nicht über ein Puppentheater verfügt. Schnell stand Neustadt in der engeren Wahl. Wir suchten den Kontakt zu dem ehemaligen Kulturdezernenten Lutz Frisch, der sich sehr aufgeschlossen zeigte und uns den Tipp gab, es doch mal im Herrenhof zu probieren. Der damalige 1. Vorsitzende Gustav-Adolf Bähr der Fördergemeinschaft Herrenhof hat uns mit offenen Armen aufgenommen. Überhaupt hat uns die Fördergemeinschaft unseren Start sehr erleichtert, wofür wir ihr sehr dankbar sind Wir wohnen nun seit zwanzig Jahren in Mußbach und genießen das wunderbare Dorfambiente mit dem Herrenhof als Ortsmittelpunkt. Wir sind hier gut angekommen, auch wenn mein Mann aufgrund seiner Tätigkeit als Leiter des Puppentheatermuseums der Stadt Bad Kreuznach dreimal pro Woche eine größere Fahrerei in Kauf nehmen muss.
??? Was reizt dich besonders an diesem Beruf?
Eleen Dorner: Ich kann in einer Vorstellung bis zu acht Figuren spielen, dabei in unterschiedliche Rollen schlüpfen und selbst gar nicht sichtbar sein. Es tut gut, wenn man das Böse und Gute rauslassen kann, wie zum Beispiel in der Doppelrolle als Goldmarie und Pechmarie bei „Frau Holle“. Zu den schönen Momenten in meinem Leben zählen die Waldspaziergänge mit meinem Mann, wenn wir gemeinsam neue Ideen für neue Stücke entwickeln. Und es macht großen Spaß, Menschen eine Freude zu machen. Wie zum Beispiel bei unserem letzten Auftritt im Historischen Museum in Speyer, als uns ein Junge begeistert erklärte, das sei der schönste Sonntag gewesen, den er jemals erlebt habe. Besonders spannend ist auch der Tourneebetrieb. Wir sind ja in ganz Deutschland und im benachbarten Ausland unterwegs. Man muss sich dabei immer auf neue Räumlichkeiten einstellen und weiß im Voraus nie genau, was einem erwartet. Faszinierend an unserem Beruf ist außerdem der Umgang mit dem Material.
??? Apropos: Wie gelangt ihr an eure Puppen?
Eleen Dorner: Wir benötigen für jedes Stück eine spezielle Ausstattung, denn unsere Marionetten und Handpuppen verfügen jeweils über eine eigene Technik und werden aus unterschiedlichen Materialien gefertigt. Manche Puppen sind aus Stoff genäht, manche aus Holz geschnitzt. Sie werden nach unseren Vorstellungen von einem Figurenbildner gefertigt.
??? Oftmals erleben wir euch mit Solo-Programmen, aber manchmal sei ihr auch zu zweit auf der Bühne. Was ist dir lieber?
Eleen Dorner: Als unsere Kinder noch klein waren, konnte aus Betreuungsgründen jeweils nur einer auf Tournee gehen. Entsprechend groß war der Anteil an Solostücken. An meinem 50. Geburtstag hatte ich für mich beschlossen, nicht mehr allein zu fahren, denn nicht zuletzt handelt es sich um einen körperlich anstrengenden, mit sehr viel Kilometern und Gepäck einhergehenden Beruf. So inszenieren wir unsere neuen Kinderstücke hauptsächlich zu zweit.
??? Und da gibt es ja noch das Erwachsenentheater.
Eleen Dorner: Ja, richtig. Wie zum Beispiel das musikalische Szenenprogramm Operninszenierung „Kleines Konzert mit großen Marionetten“ meines Mannes, die dieses Jahr auf dem Solo-Programm steht und bei dem Markus gleichzeitig singt und spielt. Als ehemaliges Mitglied des Windsbacher Knabenchors bringt er ja die nötigen musikalischen Voraussetzungen mit. Puppentheater-Inszenierungen mit Live-Musik sind eher selten, das ist schon etwas Besonderes.
??? Im September letzten Jahres hast du das verantwortungsvolle Amt der 1. Vorsitzenden der Fördergemeinschaft Herrenhof, verbunden mit einem (fast) kompletten Wechsel des Vorstands, übernommen. Wie kam es dazu?
Eleen Dorner: Es ist ja unglaublich schwierig, jemanden zu finden, der dieses zeitaufwändige Ehrenamt übernehmen möchte. Nachdem Gustav-Adolf Bähr 2018 den Vorsitz abgegeben hatte, übernahm Uwe Kreitmann, der sich bereits lange im Vorstand als Schriftführer engagierte, diese Aufgabe. Aber ein Generationenwechsel ist immer problematisch, zumal in unserem Fall Gustav-Adolf Bähr sehr große Fußstapfen hinterlassen hatte. Man ist gut gestartet, aber es ist nicht zu unterschätzen, wie schwierig es ist, etwas Neues zu wagen und gleichzeitig allen gerecht zu werden. Hinzu kam die Pandemie. Nach und nach trat der Vorstand zurück. Übrig blieb nur noch unsere Schriftführerin Petra Breitenbach, die nun zusammen mit mir, meiner Stellvertreterin Dominique Fürst, unserem Schatzmeister Armin Wiedemann und Kulturdezernent/Oberbürgermeister Marc Weigel seit September letzten Jahres das neue Vorstandsteam bilden. Wir sind sozusagen regelrecht in unser Amt katapultiert worden. Zwischen dem Rücktritt des alten Vorstands und der Neuwahl lagen lediglich vier Wochen, in denen sehr viele Menschen gefragt wurden; am Ende habe ich mich dazu bereit erklärt und Mitstreiter gesucht. Erstaunlicherweise sind trotz der schwierigen Übergangssituation unsere Arbeitskreise und Ehrenamtliche im Sommer 2021 voll dabei geblieben und mit Unterstützung durch unseren Hausmeister und des Kulturmanagers konnten gerade in den Monaten Juli, August und September die meisten Veranstaltungen verzeichnen. Das zeigt uns, dass bei uns die ehrenamtliche Kulturarbeit im Mittelpunkt steht und - abgesehen von einer kurzen „Schockstarre“ - auch in Krisenzeiten funktioniert. pac
Autor:Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße |
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