Blaulicht-Talk mit dem Bundestagsabgeordneten Gebhart
Aus der Corona-Pandemie für den Bevölkerungsschutz lernen
Südpfalz. Der Bundestagsabgeordnete Thomas Gebhart lud am Mittwoch zur Videokonferenz. Thema: Die Pandemie und was man für die Zusammenarbeit in der "Blaulichtfamilie" daraus lernen kann. Mit dabei die Vertreter zahlreicher Hilfs- und Rettungsorganisationen (Feuerwehr, DLRG, THW, Rettungsdienste, DRK, mobilen Retter) aus der Südpfalz, Oberbürgermeister Thomas Hirsch (Landau) und die Landräte Dietmar Seefeldt (Südliche Weinstraße) und Dr. Fritz Brechtel (Germersheim).
In der Corona-Pandemie sei allen einmal mehr bewusst geworden, wie wichtig der tägliche Einsatz der vielen ehrenamtlichen Retter und Helfer für die Gesellschaft ist. Die gute Zusammenarbeit von ehrenamtlichen Einsatzkräften und Hauptberuflichen haben in besonderer Weise dazu beigetragen, dass die gesamte Südpfalz als Einheit die Herausforderungen der Corona-Krise gut - und besser als viele andere Regionen - habe bewältigen können.
Nun galt es, neben dem Dank an die Engagierten, ein erstes Resümee zu ziehen, auf die anderthalb Jahre Pandemie zurückzublicken und zu analysieren, was gut lief und was verbessert werden könnte.
Gute Zusammenarbeit Kreis- und Kommunen-übergreifend während der Pandemie
Kontaktnachverfolgung, Quarantänebetreuung, mobile Impfteams, Testzentren, Krankentransporte, Impfzentren - die Einsätze der Ehrenamtlichen sind während der Pandemie vielfältig und wichtig. Alle Beteiligten waren sich einig, dass die Zusammenarbeit und die Koordination zwischen den verschiedenen Organisationen hervorragend funktioniert habe, wünschten sich aber bessere Absprachen der involvierten Gesundheitsämter. Denn da habe es mitunter sehr unterschiedliche Meinungen, Interpretationen und Vorgehensweisen gegeben, was nicht immer leicht umzusetzen gewesen sei, erklärte Matthias Bruhne, der Leiter der Integrierten Leitstelle Landau - besonders an die Landräte und den OB gerichtet.
Es sei verständlich, dass sich in einer solchen Extremsituation Abläufe erst entwickeln und einspielen müssen, aber die unterschiedliche Handhabe beispielsweise der Quarantänevorgaben sei mitunter schwierig gewesen. "Da gab es am Anfang alles von extrem alarmiert bis routiniert, aber das hat sich natürlich irgendwann eingespielt", so Bruhne. Er fasste zusammen, dass man auf einem guten Weg sei, wenn man in der Südpfalz genauso weitermache, wie man jetzt arbeitet. "Die enge Verzahnung der verschiedenen Organisationen, der Rückhalt in der Politik und die unkomplizierte Zusammenarbeit - das ist alles sehr gut, sehr wichtig und vor allem, meines Erachtens, einzigartig in Rheinland-Pfalz", sagte er. Es habe jeder während der Pandemie seinen Platz gefunden und herausgefunden, was er wo leisten kann, wenn man das nun beibehalten könnte, sei man auf weitere eventuelle Krisen und Pandemien gut vorbereitet.
Weitere Wünsche der Helfer waren eine einheitliche Möglichkeit sich als Ehrenamtlicher gegenüber der Polizei auszuweisen, wenn man dienstlich nach einer nächtlichen Ausgangssperre unterwegs sein muss und der erleichterte, einheitliche Zugang zu notwendiger Schutzausrüstung. Auch eine einheitliche Impfpriorisierung hätte sich Engagierten während der Corona-Pandemie gewünscht. Vor allem das Impfen der Feuerwehr - in Prio 3 - habe sich häufig als schwierig herausgestellt.
Ehrenamt muss sich irgendwie auch lohnen
Ein großes Thema für alle, die während der Pandemie freiwillig im Einsatz waren: die Ehrenamtspauschale. Seit 2013 dürfen Ehrenamtliche für ihre freiwillige Arbeit 720 Euro im Jahr als Aufwandspauschale annehmen, ohne dass Sozialabgaben oder Steuern fällig werden. Ab 2021 steigt die Ehrenamtspauschale zwar auf 840 Euro, für viele sei das aber noch nicht genug. Es könne nicht sein, dass man für seinen ehrenamtlichen Einsatz im Dienste des Allgemeinwohls auch noch Abgaben und Steuern bezahlen müsse. Gerade, wenn man - wie viele der anwesenden Helfer - während der Pandemie quasi im Dauereinsatz war und ist. Der Bundestagsabgeordnete Gebhart versprach, dieses Anliegen mit nach Berlin zu nehmen. Denn die Wertschätzung des Ehrenamts und die Frage, ob solche Aufgaben während der Pandemie überhaupt noch durch Freiwillige zu leisten sind, sehe er als Hauptaufgaben einer neuen Regierung - gleich unter welcher Führung. Dazu gehören seiner Meinung nach auch die Reorganisation des Bevölkerungsschutzes generell und die Anschaffung einer nationalen Reserve an Schutzausrüstung und Arbeitsmaterial, damit man auf ähnliche Krisen wie die Corona-Pandemie in Zukunft noch besser vorbereitet ist.
Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
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