Am 26. November in der Landesbibliothek Karlsruhe
Stammbuch des badischen Hofmalers Friedrich Helmsdorf

Foto: Symbolbild Archiv www.jowapress.de
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Karlsruhe. Die Badische Landesbibliothek präsentiert aktuelle Forschungsergebnisse zu NS-Raubgut in ihren Beständen und legt eine neue Buchveröffentlichung vor: Am Dienstag, 26. November 2024, präsentiert Direktorin Dr. Julia Hiller von Gaertringen um 19 Uhr (Eintritt frei) das Stammbuch des badischen Hofmalers Friedrich Helmsdorf aus dem Besitz von Marie Curjel (1872–1940), Witwe des Karlsruher Architekten Robert Curjel (1859–1925), der mit seinem Kollegen Karl Moser zwischen 1888 und 1915 so ziemlich alle bedeutenden Neubauten in Karlsruhe entwarf.

In den Jahren 1797 bis 1816 hat der badische Hofmaler Friedrich Helmsdorf (1783 – 1852) ein Stammbuch geführt. 77 Personen haben sich darin eingetragen und Zeichnungen, Miniaturen etc. hinterlassen. Marie Curjel verkaufte Ende 1938 dieses Stammbuch zwecks Finanzierung der sogenannten „Judenvermögensabgabe“ an die Badische Landesbibliothek. Als sie Anfang 1940 noch in die Schweiz emigrieren wollte, gab es ein Strafverfahren gegen sie wegen unterlassener Anmeldung von Schmuckbesitz im Ausland. Aufgrund strafrechtlicher Verurteilung bestand für sie keine Chance mehr, das Deutsche Reich zu verlassen und der Shoah zu entkommen; sie flüchtete im April 1940 in den Freitod. Die Akten der verschiedenen Wiedergutmachungs-, Rückerstattungs- und Berufungsverfahren, die die Familie Curjel später führte, dokumentieren viele Einzelheiten der Verfolgung.

Das Stammbuch wurde im November 2020 an die Erben von Marie Curjel restituiert. Sie haben es der Badischen Landesbibliothek als Leihgabe belassen. Damit haben sie ermöglicht, das Stammbuch weiter zu erforschen und alles zusammenzutragen, was sich über Friedrich Helmsdorf als Stammbucheigner, über sein Stammbuch als historisches Objekt und über Marie Curjel als diejenige herausfinden lässt, die es unter Zwang veräußert hat.

Mit der Veranstaltung beginnt eine sechsteilige Vortragsreihe „Lebensspuren der NS-Zeit“. Bis März 2025 stellt die Badische Landesbibliothek sechs Persönlichkeiten vor, die von den Verfolgungsmaßnahmen des NS-Regimes in den Jahren 1933 bis 1945 persönlich betroffen waren oder die selbst als Akteure dieses Regimes gehandelt haben. Sie alle sind auf die ein oder andere Weise mit der Badischen Landesbibliothek als Institution eng verbunden.

Zum Personal der Badischen Landesbibliothek gehörten Dr. Ferdinand Rieser, als Direktor im April 1933 aus dem Amt gejagt und später in Südfrankreich in der Lagerhaft gestorben, aber auch Kurt Knittel, SS-Oberscharführer in Auschwitz, nach dem Zweiten Weltkrieg wieder im Schuldienst angestellt, aber während des Auschwitz-Prozesses aufgeflogen und 1962 gegen den Widerstand von Direktor Franz Anselm Schmitt an die Badische Landesbibliothek versetzt. Im Bibliotheksbestand gibt es Bücherschätze, die ihren Vorbesitzern Marie Curjel und Wilhelm Rosenberg im Rahmen der Ausplünderung jüdischer Bürger zwangsenteignet wurden, aber mit dem von Franz Moraller als Chefredakteur verantworteten Führer auch das zentrale Presseorgan der NS-Zeit in Baden und mit den nachgelassenen Briefen der Karlsruher Rabbinertochter und schon 1933 emigrierten Ärztin Rahel Straus hochinteressante Zeitzeugnisse aus Palästina.

Vortragsreihe „Lebensspuren der NS-Zeit“

  • Das Stammbuch des badischen Hofmalers Friedrich Helmsdorf aus dem Besitz von Marie Curjel, Di., 26. 11. 2024, 19 Uhr, mit Dr. Julia von Hiller
  • Von Baden nach Palästina: Rahel Straus, Di, 3. 12. 2024, 19 Uhr, mit Dr. Henning Ohst und Dr. Annika Stello
  • Franz Moraller und die NS-Zeitung Der Führer, Di., 21. 1. 2025, 19 Uhr, mit Dr. Michael Fischer
  • Kurt Knittel. Vom ideologischen Schulungsleiter in Auschwitz zum Mitarbeiter der Badischen Landesbibliothek, Di., 4. 2. 2025, 19 Uhr, mit Dr. Gerrit Heim
  • „Ich suche meinen Namen“. Ferdinand und Adele Rieser, Di., 11. 3. 2025, 19 Uhr, In Kooperation mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit
  • Wilhelm Rosenberg. Staatliche Enteignung eines bibliophilen Sammlers, Di., 25. 3. 2025, 19 Uhr, mit Dr. Julia von Hiller

Infos. Am Veranstaltungsabend wird die Familie Curjel und der Verleger Thomas Lindemann anwesend sein, um der Öffentlichkeit das Buch zu übergeben. ,

Autor:

Jo Wagner

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