Bei einer Ballonfahrt gibt's besondere Eindrücke
Wälder, Wiesen und Orte anders erleben
Region. "Wir schweben ja schon!" Das dürfte wohl eine häufige Ansage von "Erst-Fahrern sein." Denn der Korb unter einem Ballon hebt meist lautlos und ruckelfrei von der Startwiese ab, so dass man oft nur durch den Perspektivwechsel merkt, dass man in der Luft ist. Der unspektakuläre Start kommt für viele Mitfahrer überraschend, was dem einen oder anderen sicher nicht so ganz unangenehm ist, denn - Hand aufs Herz - einige kämpfen doch etwas mit der Angst, einfach so mit anderen Passagieren und Ballonpilot in einem kleinen Korb durch den Himmel zu fahren. Denn es gibt nichts als letztlich ganz viel heiße Luft und etwas Strömung als Antrieb! Der Kapitän ist zwar sehr erfahren, kennt sein Metier, ist aber von Wind und Thermik abhängig. Wer die Welt aber mal ganz anders erleben möchte, ist hier auf jeden Fall richtig - in der Region gibt's etliche "Einstiegsmöglichkeiten", ob in Karlsruhe, Bretten, Bruchsal, Maulbronn, Mühlacker, Pforzheim, der Pfalz, im Schwarzwald oder auf der Schwäbischen Alb.
Mit dem Piloten plaudern
Nach der theoretischen und praktischen Einweisung geht's los, also hoch, Pilot Rudi Fuchs von "Fuchs Ballonfahrten" feuert, der Gasbrenner faucht in kurzen Abständen, speit Feuer, damit die Luft im 180 Kilogramm schweren Ballon heißer wird und er an Höhe gewinnen kann. Denn gleich nach dem Start geht’s ein bisschen in eine andere Richtung als vorher gedacht. „Da müssen wir jetzt mal schnell machen“, meint der 61-Jährige lachend, wirkt aber nicht besorgt. Es beruhigt, einen tiefenentspannten Ballonexperten an Bord zu haben, mit dem man auch plaudern kann.
Friedlich hier oben
Es fällt gleich auf: Morgensonne und unfassbare Stille; friedlich hier oben. Erstaunlich, wie leise man fahren kann. Das "Fahren" sollte man verinnerlichen, denn es ist kein "fliegen". Wenn das Wetter auch noch zu 100 % am frühen Tag mitspielt, dann erlebt man aus der Höhe alles: Nebel, feuchte Wiesen, dunkle Wälder, kleine Dörfer. Die Reise geht langsam und bedächtig voran, auch wenn es eine wahre Kunst ist, sich auszurechnen, wo man hinfliegen wird und wo man am Ende gut landen kann, erläutert Fuchs die Abläufe - aber er startet wie alle Ballonfahrer nur, "wenn das Wetter absolut passt.“ "Problem" dabei: Viele Fahrten werden daher verschoben. Fuchs ist mit Leib und Seele beim Ballon, längst mehr als eine Leidenschaft, die übrigens zufällig begann: Ein Freund kaufte Anfang der 90er-Jahre günstig einen Ballon und überredete Rudi, den Führerschein für Heißluftballons zu machen.
Eine schöne große Auswahl an Ballonfahr-Bildern gibt's hier: [LINK]
Über der Natur
Das Tolle am Ballonfahren ist neben der Stille, dass man meist in einer Höhe von 500 bis 2.000 Metern über dem Boden fliegt und noch viel unten erkennen kann: die Kuhherde, die wegen der seltsamen Riesenblase in der Luft aufgeregt herbeigaloppiert. Die Rehe auf dem Feld, die ein Bad in der Morgensonne nehmen. Den Rennradler, der auf der Straße da unten saust. Von oben erkennt man alles ganz genau - über Karlsruhe zum Beispiel auch, warum die Stadt den Beinamen "Fächerstadt" trägt: Denn vom Schloss aus verlaufen die Straßen und Wege fächerförmig in die Stadt oder den umliegenden Hardtwald.
Wie auf einer Modelleisenbahnanlage erkennt man die Details ausgebreitet unter einem: das Schloss, den Zoo mitten in der Stadt, das Stadion, das sich in diesen Tagen zur Fußballarena mausert, den Rhein, der ein glitzerndes Band zeigt, die Pfälzer Berge, den Schwarzwald oder auch, wenn die Reise woanders startet, das Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Eindrucksvoll ist die Natur im Südwesten. Kein Wunder ist sie eine beliebte Urlaubsregion, gewissermaßen direkt vor unserer Haustüre. Das übliche Treiben ist allerdings etwas gedämpft, denn die Welt scheint weitgehend still unter uns zu sein. Dazu bestimmt der Wind, wohin die Reise geht!
Reise in Zeitlupe
Obwohl der Pilot einen "Wind" von etwa 15 Stundenkilometern misst, scheint kein Lüftchen zu wehen. Kein Wunder, denn es fühlt sich so an, weil eben der Fahrtwind als Antrieb genutzt wird, man sich mit dem Wind bewegt! Dadurch kommt es den Fahrern so vor, als ob man in Zeitlupe unterwegs ist. Durch die Höhe kommen auch nur leise Geräusche an. Irgendwie seltsam, denn es wirkt so, als ob jemand auch den Ton stumm gedreht hat. Einzige Ausnahme: der ab und zu feuerspeiende Gasbrenner. Der muss eben in regelmäßigen Abständen die rund 4.500 Kubikmeter Luft im Schirm aufheizen. Positiver Nebeneffekt: Deshalb ist es auch schön warm im Korb.
Zufriedenheit breitet sich aus
Wohin die Reise geht? Das ist vor dem Start nicht so genau zu sagen. Geplant ist, dass diese Tour rund 60 bis 90 Minuten dauert - dabei geht's über Felder, Wälder und Flüsse. Gebannt macht man viele Bilder, immer im Gefühl, man könnte was verpassen, doch langsam werden die Griffe zum Handy (um den Hals zu hängen ist sicherer!) seltener, man genießt den Moment. Die Ballonfahrer erleben die Eindrücke der Schönheit. Kein Wunder: Die Zeit vergeht wie im Flug, dabei fliegt man nicht, sondern fährt, weil die heiße Luft im Ballon leichter ist als die drumherum. Der Kontakt zum Bodenteam ist laufend da, es gibt die Absprachen - besonders in Sachen Landung. Wie in Zeitlupe sinkt der Ballon, der Boden kommt näher, ein sanftes Aufsetzen!
Infos: Einsteigen, aufsteigen, abheben – und eine wunderbare Aussicht genießen! In der Region gibt's zahlreiche Anbieter von Ballonfahrten, schnell findet man Angebote, www.tourismus-bw.de
Autor:Jo Wagner |
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