Zehn Jahre Vesperkirche Karlsruhe
Am Werderplatz in Karlsruhe: Fotoausstellung zeigt Menschen – so wie sie sind
Karlsruhe. „Ich finde das ganz toll, was die Leute hier auf die Füße stellen“, sagt Ramona, die regelmäßig als Gast dabei ist. „Die Vesperkirche ist ein Segen“, schwärmt Sara. Auch Karl kommt gerne in die Gemeinde der Karlsruher Südstadt; und sagt, er sei „glücklich, dass es so etwas gibt“. Es sind drei Stimmen von Besuchern, die der Fotograf Gustavo Alàbiso portraitierte und die jetzt Teil einer Ausstellung sind.
Zehn Jahre bereits gibt es die Vesperkirche am Karlsruher Werderplatz – aus diesem Anlass entstand auch die Fotoserie. Es sind oft Personen, die am Rande der Gesellschaft stehen – Hilfe und Gespräch in der Vesperkirche suchen und dazu als Dreingabe während den vier Wochen, in denen die Einrichtung der Evangelischen Kirche die Türen öffnet, auch ein warmes Essen.
„Diese Kirche ist unser zuhause“, zitiert die Pastorin der Gemeinde, Lara Pflaumbaum, einen der Besucher. Mit der Fotoausstellung anlässlich des 10-jährigen Bestehens „wolle man zeigen: das sind unsere Gäste.“ Fotograf Alàbiso hatte versucht, alle Gäste der Kirche, die wegen eines Essens – oder Hilfe aus der Kleiderkammer, in Karlsruhes Südstadt kommen, „mit den gleichen Augen zu betrachten“. Alle Menschen sind gleich, sagt er. Und so hat er denn auch alle, die zu einem Porträt bereit standen, vor einem einheitlichen Hintergrund fotografiert – einem schwarzen Tuch. Dabei kommt, trotz der Bedürftigkeit, auch Lebensfreude zum Vorschein. „Die Menschen strahlen in neuer Freiheit, nach der Zeit der Maske“, sagt Pastorin Pflaumbaum. Die Bilder drücken oft sehr viel aus. Die Porträtierten wirken sympathisch, zeigen sich in ihrer Würde.
2013 hatte die Vesperkirche in der Johannis-Paulus-Gemeinde erstmals geöffnet. Die Vesperkirchen, die es aktuell in Deutschland in mehr als 50 evangelischen Kirchengemeinden gibt, sind Orte, wo soziale Nähe entsteht; sich die Menschen begegnen. Menschen, die einsam sind, oder die sich ausgegrenzt fühlen, soll so die Möglichkeit gegeben werden, Gemeinschaft zu erleben. Sie wolle als Kirche „diejenigen wieder reinholen, die rausgefallen sind“, so sagt die Karlsruher Pastorin.
Fotograf Gustavo Alàbiso, der in der am Mittwoch (17.Mai) gestarteten Ausstellung 25 großformatige Fotos zeigt, hat selbst, wie er sagt, erst diesen Winter – mit dem Ende der Corona-Pandemie – wieder die Nähe spüren können, die Vesperkirchen auszeichnet: und die sich auch in seinen Bildern ausdrückt. Die Menschen, die er portraitierte sind sehr besonders – jede und jeder für sich genommen, als Personen.
Die Ausstellung im Kirchenraum der Johannis-Paulus-Gemeinde ist bis zunächst bis 31. Mai von Dienstag bis Samstag, jeweils 10-12 Uhr für Besucher geöffnet – und soll anschließend als Wanderausstellung „auf Tour“ gehen. Zur Ausstellung erschien auch eine 80 Seiten umfassende Broschüre – sie enthält alle 61 Porträts und zudem Kurzinterviews mit vielen der abgebildeten Besucher der Vesperkirche, die sich auch zu ihrer Lebensgeschichte äußern und warum sie hier her kommen. S.Jehle
Fotos: Gustavo Alàbiso (3); S.Jehle (3)
Info: https://vesperkirche-karlsruhe.de/
Autor:S. Jehle aus Karlsruhe |
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