Stadt wächst: Blick auf Rahmenbedingungen des Karlsruher Wohnungsmarkts
Diskussion um strategische Ausrichtung in Karlsruhe

Akteurstreffen Wohnungsbau: Rund 130 Gäste folgten der Einladung von OB Dr. Frank Mentrup.
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Karlsruhe. Über die strategische Ausrichtung des Karlsruher Wohnungsmarkts diskutierten kürzlich 130 Bauträger, Architekten, Vertreter von Wohnungsunternehmen, Genossenschaften sowie Immobilienmakler, Finanzierer, Interessengruppen und Verwaltungsfachleute im Haus der Wirtschaft. Auf Einladung von Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup richteten sie gemeinsam den Blick auf bevorstehende Projekte in Karlsruhe und die Entwicklung der rechtlichen Rahmenbedingungen des Wohnungsbaus.

Starker Anstieg bei Miet- und Kaufpreisen
Steigende Einwohner- und Haushaltszahlen bei gleichzeitig bescheidenen jährlichen Baufertigstellungen ließen die Miet- und Kaufpreise in der Fächerstadt stark ansteigen, verdeutlichte eingangs OB Dr. Frank Mentrup. So seien seit 2012 die Neuvertragsmieten um 17 Prozent, die Kaufpreise für Eigentumswohnungen gar um 38 Prozent gestiegen. Angesichts dessen wachse die Zahl der Haushalte ständig, die nur schwer eine bezahlbare Wohnung finden. Die Wohnbautätigkeit in den Gemeinden der Region wirke zwar entlastend, dennoch sei die Abwanderung junger Familien mit Kindern aus Karlsruhe negativ zu bewerten.

Mehr Pendler, doch Karlsruhe baut ständig Straßen zurück: Staus!
Auch die dadurch wachsenden Pendlerzahlen belasteten. „Mittlerweile pendeln täglich fast 100.000 Beschäftigte nach Karlsruhe ein, nur ein Teil von ihnen nutzt den ÖPNV“, so Mentrup. Verstopfte Straßen, Verkehrslärm und Luftverschmutzung seien die Folgen - allerdings ist das durchaus auch ein Problem, das "stadtgemacht" ist - denn die Stadt Karlsruhe baut seit Jahren die Ein- und Ausfallstraßen der Stadt zurück. Folge: Statt flüssig vierspurig, geht's an vielen Stellen nur zweispurig im Stau!

300 Sozialmietwohnungen in Oberreut
Um den Engpässen entgegenzuwirken fördere die Stadt Bauträger zusätzlich zur Landesförderung bei der Erstellung von Sozialmietwohnungen. Zudem müssten Vorhabenträger im Innenbereich der Fächerstadt mindestens 30 Prozent geförderten Wohnungsbau errichten. Das kommunale Wohnungsunternehmen der Stadt, die Volkswohnung, hat sich seit 2015 freiwillig dazu verpflichtet, 60 bis 70 Prozent der von ihr errichteten neuen Wohnungen als Sozialmietwohnungen auf dem Markt anzubieten. „Aktuell entstehen in Oberreut über 300 öffentlich geförderte Wohnungen durch die Volkswohnung“, so der Oberbürgermeister.

Begrenztes Angebot an Flächen
Für den Wohnungsbau stünde in Karlsruhe jedoch nur ein begrenztes Angebot an Flächen zur Verfügung. Erschwerend komme hinzu, dass benachbarte Anwohner häufig Wohnbauprojekte zu verhindern suchten. In zunehmendem Maße richteten sich die Proteste in jüngster Zeit auch gegen Projekte der Innenentwicklung und Nachverdichtung. Daher sei es wichtig, die Sorgen und Ängste der Betroffenen ernst zu nehmen und bereits frühzeitig im Planungsprozess mit Bürgern ins Gespräch zu kommen. Wie das Beispiel Zukunft Nord in der Nordstadt zeige, könnten nachhaltige Konzepte und städtebauliche Qualitäten ganz wesentlich dazu beitragen, die Akzeptanz von Wohnungsbau in der Nachbarschaft zu erhöhen.

Novellierung der Landesbauordnung
Im Anschluss berichtete Ministerialrat Dr. Alfred Reutzsch aus dem Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg über die anstehende Novellierung der Landesbauordnung, die viele Bauherren derzeit mit großem Interesse verfolgten. Die strittig diskutierte Pflicht zur Schaffung von Fahrradstellplätzen werde nicht abgeschafft, sondern so modifiziert, dass stärker auf die örtlichen Verhältnisse eingegangen werden kann. Darüber hinaus enthalte die Novelle Standardreduzierungen, die das Bauen erleichterten und Veränderungen, um das Baugenehmigungsverfahren zu beschleunigen. Wie zukunftsfähige Lösungen für verdichtetes Bauen in zentralen innerstädtischen Lagen aussehen können und wie Wohnen und Arbeiten dabei in unmittelbarerer Nachbarschaft zueinander realisiert werden können, zeigten anschließend Philipp Pferschy und Thomas Männel, Vorstände der GIEAG Immobilien AG aus München, anhand von Praxisbeispielen aus Stuttgart und einer Planung in Karlsruhe auf.

Zwar rund 1.500 neue Wohnungen seit 2014 - aber viel zu wenig
Prof. Dr. Anke Karmann-Woessner, Leiterin des Stadtplanungsamts, zog in ihrem Vortrag Bilanz zum Wohnungsbau in der Fächerstadt der vergangenen fünf Jahre. Im Rahmen von 17 neuen Bebauungsplanverfahren seien seit 2014 fast 1.500 neue Wohnungen in Karlsruhe entstanden. Aber auch mit Hilfe von Sanierungsgebieten, namentlich der Innenstadt-Ost, Rintheim und Grünwettersbach bemühe sich die Stadt Wohnbaupotentiale zu nutzen und bestehende Wohnungsbestände mit dem zugehörigen Wohnumfeld wieder attraktiv und zukunftsfähig zu machen. Mit Blick nach vorne berichtete die Stadtplanungsamtsleiterin von verschiedenen Projekten, wie Zukunft-Nord in der Nordstadt, den ehemaligen Sportflächen in Daxlanden, Zentrum III in Neureut oder dem Sophien-Caree in der Weststadt, die sich in unterschiedlichen Entwicklungsstadien befänden. (pia/red)

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Autor:

Jo Wagner

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