Robert Mürb übergibt an Peter Koehler
„Posaune Badens“ verlässt die Bühne
Von Wochenblatt-Reporter Volker Knopf
Baden. Er wurde auch schon „die Posaune Badens“ genannt: Robert Mürb, streitbarer Vorsitzender der „Landesvereinigung Baden in Europa“, verabschiedete sich kürzlich in den Ruhestand. Im „zarten Alter“ von 89 Jahren übergab der frühere Karlsruher Gartenbauamtsleiter an Peter Koehler, der bei der jüngsten Mitgliederversammlung zum Nachfolger gewählt wurde.
Mürb führte die Gruppierung, die sich für die Interessen Badens einsetzt, gut 30 Jahre lang. Auch bei seinem letzten offiziellen Auftritt zeigte sich der emeritierte Professor angriffslustig. So prangerte er an, dass beim 70. Landesgeburtstag von Baden-Württemberg am letzten April-Wochenende in Stuttgart keine Badener eingeladen wurden: „Der Schwäbische Heimatbund ist dabei und etliche Organisationen aus der Region Stuttgart. Von Badenern keine Spur, nicht mal an den ’Badischen Heimatbund’ wurde gedacht. Es zeigt sich einmal mehr, dass die Landesregierung zentralistisch, man könnte auch sagen, schwäbisch, denkt“, empörte sich Mürb.
Ein anderes wichtiges Jubiläum zur deutschen Demokratiegeschichte sei dagegen auf kein Interesse der Landesregierung gestoßen: Vor einigen Wochen feierte man 200 Jahre Karlsruher Ständehaus, den ersten Parlamentsneubau in Deutschland. Einen hochrangigen Vertreter der Landesregierung habe man dort vergeblich gesucht.
Der gebürtige Baden-Badener, der im Mai 90 Jahre alt wird, war nicht müde, Ungerechtigkeiten gegenüber dem badischen Landesteil anzuprangern: „In allen Bereichen der Politik, in Partei- und Führungsebene sind Badener deutlich unterrepräsentiert. Und das obwohl Baden 5,1 Millionen Einwohner hat, Württemberg 6 Millionen. So groß ist der Unterschied in der Einwohnerzahl nicht“, so Mürb.
Doch Gelder würden eher nach Württemberg denn nach Baden fließen – sowohl was Kultur, Wissenschaft, Infrastruktur oder Verkehrspolitik betrifft. Er kritisierte die BW-Stiftung – „Geld aus einstigen ’Badenwerk’-Aktien, die in Schwaben versickern. Wir müssen auf der Hut sein, dass wir unsere Identität nicht verlieren gegenüber dem schwäbischen Zentralismus“ betonte Mürb, der den „SWR“ als „Spätzle-Sender“ titulierte.
Für seinen Nachfolger Peter Koehler fand er dagegen nur lobende Worte. Den 50-Jährigen hatte er schon vor 30 Jahren bei der Gründungsversammlung der „Landesvereinigung“ kennengelernt. Der Verkehrsplaner versprach, auch weiterhin „die Finger in die Wunde zu legen“. Koehler, der in der Oststadt zu Hause ist, möchte weiterhin öffentliche Missstände anprangern, „beispielsweise das deutliche finanzielle Ungleichgewicht zu Ungunsten Badens“.
Das Interesse des KSC-Fans an Regionalgeschichte entflammte, als der studierte Geograph vor Jahren die alten Grenzen zwischen Baden und Württemberg untersuchte. Speziell die Regionen abseits von Karlsruhe möchte er stärker mit ins Boot nehmen. Als Stellvertreter zur Seite stehen wird ihm Timo Anschütz.
Infos: www.lvbaden.de
Autor:Jo Wagner |
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