Die Lage der Gastronomie in Karlsruhe
"Wir haben in Karlsruhe kein Alleinstellungsmerkmal"

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Die Fraktionsgemeinschaftsgemeinschaft der Freien Wähler und FÜR Karlsruhe trifft sich für die 27. Podcastfolge "Die Lage in Karlsruhe" mit Ingo Zimmermann, Inhaber des Holzhackers im neuen Schützenhaus. Gemeinsam mit Stadträtin Petra Lorenz spricht er über die Arbeit in einem Restaurant in Krisenzeiten, die Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt und über Herausforderungen, Nachhaltigkeit und Perspektiven für Karlsruhe.

Angesprochen wird der allgemeine Personalmangel in der Wirtschaft, der sich auch in der Gastronomie bemerkbar macht. Besonders seit der Corona-Krise hat sich der Arbeitskräftemangel noch verstärkt: „Die Mitarbeiter, die während des Lockdowns gegangen sind, sind weg. Gastronomie ist nicht besonders attraktiv bei den Arbeitszeiten“, so Zimmermann. Durch Trinkgeld und Befreiung von der Steuer ist der Verdienst in der Gastronomie als Vollzeit- oder Teilzeitmitarbeiter nicht unattraktiv, jedoch gibt es zusehends einen Bedarf an Arbeitskräften. Auffangen konnte Ingo Zimmermann seine Angestellten, indem in der Corona-Krise auf Lieferdienst umgestiegen ist und seine Mitarbeiter nicht in Kurzarbeit schickte.

Neue Einschränkungen gibt es allerdings nicht nur durch die Pandemie, sondern auch durch Einschränkungen durch die Stadtverwaltung. Der Gemeinderat Karlsruhe hat im November eine neue Sondernutzungsrichtlinie für die Ausgestaltung der Läden in der Innenstadt beschlossen. Konkret bedeutet das, dass die Stadtverwaltung die Richtlinien festlegt, wie Unternehmen und Geschäfte die öffentlichen Plätze in der Innenstadt gestalten dürfen. Die Außengestaltung der Geschäfte in der Innenstadt unterliegen nun sehr engen Vorschriften: Beispielsweise wird die Farbwahl für Aussteller eingeschränkt und die Höhe eines Windschutzes festgelegt. Nach der Abstimmung im Gemeinderat sprach Oberbürgermeister Frank Mentrup von einer Entscheidung mit Sprengkraft, was bei den Stadträten und der Öffentlichkeit Verwunderung auslöste, da er dies vorher nicht klar kommunizierte.

Gegen dieses Regelwerk hat sich die Fraktionsgemeinschaft im Gemeinderat ausgesprochen und dagegen gestimmt, da es den Geschäften sehr viel individuelle Freiheit bei der Gestaltung ihrer Geschäfte nimmt.
Ingo Zimmermann findet die neue Regelung „beschämend und traurig, denn Vielfalt belebt. Mainstream und Gleichheit funktioniert nicht und ist nicht nachhaltig“. 
Gerade die Visionslosigkeit für die Belebung der Innenstadt ist ein großes Manko. Neue Richtlinien und Einschränkungen tragen nicht dazu bei, dass lokale Geschäfte ihrer unternehmerischen Kreativität freien Lauf lassen können. Die Individualität sinkt und damit auch ein Ansporn für viele Bürgerinnen und Bürger der Innenstadt einen Besuch abzustatten – "Individuell ist die Innenstadt definitiv nicht. Lediglich zwei Geschäfte sind inhabergeführt, der Rest steht leer oder sind Ketten".

Welche konkreten Schritte müssen gegangen werden, damit wieder mehr unabhängige Unternehmer kommen, die die Stadt beleben?
Um in Zukunft die Attraktivität der Innenstadt zu sichern, braucht es Politik, die wirklich zuhört. Es braucht einen runden Tisch zwischen den Bürgerinnen und Bürgern, Menschen, die in der Wirtschaft aktiv sind als auch dem Personal der Stadt und in der Kommunalpolitik: 

"Es wird zugehört, aber bisher nur oberflächlich. Wir haben wenig inhabergeführte Läden. In der Innenstadt sind es noch zwei. Da muss man sich wieder öffnen für inhabergeführte Läden. Und wir müssen über den Tellerrand hinausschauen. Wir haben in Karlsruhe kein Alleinstellungsmerkmal, das Unternehmer von außerhalb anlockt. Mit der Kaiserstraße könnten eine tolle Innenstadt entstehen, aber wenn wir alles gleich machen wollen, dann wird das nicht funktionieren", meint Ingo Zimmermann im Podcast.

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Autor:

Marius Meger aus Karlsruhe

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