Sport mit und nach einer Krebserkrankung
Das Gefühl für den eigenen Körper wiedererlangen
Sport. Ein wichtiges Thema im Verlauf einer Krebserkrankung ist die sportliche Betätigung. Die Wirkung von Sport bei Krebserkrankungen wird seit vielen Jahren in klinischen Studien untersucht. Und Experten sind sich einig: Während und nach einer Krebserkrankung können Sport und Bewegung zur Verbesserung der körperlichen und psychischen Verfassung beitragen.
Es hat sich gezeigt, dass körperliche Aktivität messbar die Nebenwirkungen einer Chemo- oder antihormonellen Therapie reduzieren kann. Sport und Bewegung stärken die allgemeine Gesundheit, vermitteln den Patienten wieder ein Gefühl und Zutrauen für den eigenen Körper – insgesamt wird die Lebensqualität durch Sport immens verbessert. Mäßiger Ausdauersport verbessert zudem die Aktivität des Abwehrsystems. Das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit werden positiv beeinflusst. Außerdem kann ein Gedankenaustausch mit Gleichgesinnten in der Sportgruppe ebenfalls bei der Krankheitsbewältigung helfen. Körperliche Aktivität hat aber auch direkt Einfluss auf die Entstehung von Krebs, den Verlauf einer Krebserkrankung und das Rückfallrisiko. Sie leistet somit sowohl in der Primär-, Sekundär- und auch Tertiärprävention ihren Beitrag zur Vorbeugung von Krebs.
Zahlreiche Sportvereine in Baden und der Pfalz bieten deshalb Sportgruppen und -Angebote für Menschen, die von einer Krebserkrankung betroffen sind. Einige Vereine haben Kurse maßgeschneidert auch bestimmte Erkrankungen – etwa Prostata- oder Brustkrebs, andere Vereine integrieren Patienten – je nach Schwere ihrer Erkrankung und individuell nach ihren Leistungsfähigkeiten – in andere Sportgruppen. Auch der SSC Karlsruhe arbeitet nach diesem Prinzip. „Da Krebs wirklich alle Altersgruppen betreffen kann und die Krankheit so viele Gesichter hat, bieten wir 'Krebssport' im eigentlichen Sinne gar nicht an“, sagt Martina Scholl, Sportwissenschaftlerin, Sporttherapeutin und Abteilungsleiterin für Reha- und Gesundheitssport beim SSC Karlsruhe. „Wenn sich jemand mit einer Krebserkrankung bei uns meldet, sprechen wir mit der Person und finden ganz individuell ein Angebot für ihn“, ergänzt sie. So könnte etwa ein Lungenkrebspatient in der Lungensportgruppe landen, jemand, der etwas gegen seine Narbenschmerzen tun möchte in einem Gymnastikangebot oder ein Patient, der unter dem Fatigue-Syndrom – einem chronischen Ermüdungszustand, das häufig nach Chemotherapien und ähnlichen Behandlungen auftreten kann – fühlt sich in einer Ausdauergruppe oder in einem Entspannungsangebot besonders wohl.
Der Verein habe über die Jahre nur gute Erfahrungen mit dieser Vorgehensweise gemacht, denn selbst bei den Patienten einer Krebsart gebe es zum Teil einfach so große Unterschiede, dass es wenig Sinn mache, sie in eine gemeinsame Sportgruppe zu schicken. „Nehmen wir mal Brustkrebs als Beispiel“, sagt Scholl. „Da habe ich eine 75-Jährige mit künstlichem Hüftgelenk – die eindeutig in unserer Sitzgymnastik besser aufgehoben ist und eine aktive 45-Jährige, die vor ihrer Erkrankung schon viel Sport gemacht hat, und nun einfach wieder so 'normal' als möglich ins Leben zurückkehren möchte, die beiden Personen können doch nicht zusammen Sport machen, das gibt immer eine inhomogene Gruppe, ein Teilnehmer wäre immer unglücklich, über- oder unterfordert, das kann als Sportverein unser Ansatz nicht sein.“
Aber natürlich gibt es auch Sportvereine, die auf genau dieses Konzept setzen – und auch das sei völlig in Ordnung, betont Scholl. Denn manche Menschen suchen nach einer Erkrankung ganz bewusst den Kontakt zu anderen Betroffenen und schätzen den Austausch in einer Krebs-Sportgruppe. Der Verein für Reha- und Bewegungssport in Rheinzabern etwa hat maßgeschneiderte Reha-Gymnastikgruppen eigens für Krebspatienten, in der Region Karlsruhe findet man diese Gruppen unter anderem beim TSV Bulach oder bei der TG Aue.
Info
Wer nach oder während einer Krebserkrankung wieder Sport machen möchte und im eigenen Sportverein keinen Ansprechpartner findet, der kann sich im Internet über die Angebote informieren. In der Region um Karlsruhe listet die Vereinsinitiative Gesundheitssport – INI – auf ihrer Internetseite www.gesundheitssport-karlsruhe.de eine Übersicht der Angebote. Für Rheinland-Pfalz bietet sich die Seite www.bsv-rlp.de/reha-suche des Behinderten- und Rehabilitationssportverbandes Rheinland-Pfalz an.
Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
Heike Schwitalla auf Facebook |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.