Gründer möchten indischen Frauen eine selbstbestimmte Zukunft ermöglichen.
DHBW-Partner Startup LYN’S will mit Gewürzen Maßstab für soziale Nachhaltigkeit setzen.
Erreichen wollen sie das mit einer nachhaltigen Gewürzherstellung vor Ort.
Fairtrade-Kaffee ist jedem Kaffeetrinker geläufig, die Auswahl an nachhaltigen Angeboten wurde in den letzten 30 Jahren stets größer. Auch Schokolade wird fairer, transparenter und nachhaltiger. Doch wie steht es um die immer beliebteren Gewürze? Kaum ein Anbieter kann offenlegen, unter welchen Umständen die Gewürze angebaut und verarbeitet werden. Das Thema Nachhaltigkeit wird mit Einweg-Plastikstreuern und Einweggläsern ebenso nur stiefmütterlich behandelt. Auch, dass 75 % des Gewürzmarktes in Deutschland seit Jahrzehnten von der Fuchs Gewürze GmbH kontrolliert werden, ist den meisten Konsumenten nicht klar. Viele Marken, die man aus dem Lebensmitteleinzelhandel kennt (z.B. Ostmann und Bamboo Garden), sind Teil des „letzten deutschen Monopols“.
„Indische Gewürzmischung nach Muttis Rezept“
Alex Melnikov, Student im Studiengang Unternehmertum der DHBW Karlsruhe, und Sahil Singh wollen nun mit einer Crowdfunding Kampagne einen Wandel im Konsumverhalten anstoßen. Die Idee “indische Gewürzmischungen nach Muttis Rezept” zu vertreiben, kam Sahil während seines Studiums des Wirtschaftsingenieurwesens an der Hochschule Karlsruhe. Er merkte, dass er nicht die nötigen Gewürze hatte, um indische Gerichte zu kochen. Viele der Gewürze gab es im Einzelhandel gar nicht zu kaufen und die Gewürzmischungen waren lediglich “gewürztes Salz”. Wirklich authentisch waren die Optionen nicht. Die Gewürzmischungen seiner Mutter Lynette waren eine einfache Lösung für dieses Problem. Da auch viele Freunde der Familie nach dem Geheimnis hinter der indischen Küche fragten, wurde Sahil klar, dass es hier eine Marktlücke geben könnte. Die Gründungsgeschichte beschreibt zugleich auch die Herkunft des Firmennamens, LYN’S ist abgeleitet von Lynette.
Preiswürdige Idee
Sahil Singh und Alex Melnikov gründeten LYN’S im Juli 2020. Das Unternehmen ist ein Dualer Partner der DHBW Karlsruhe im Studiengang Unternehmertum. Bereits letztes Jahr nahm das Startup beim GROW Wettbewerb der Pioniergarage teil - der Hochschulgruppe für Entrepreneurship am KIT. Am GROW Event können alle Studierenden mit einer Idee teilnehmen. Diese entwickeln sie in elf Wochen in verschiedenen Seminaren weiter. Die Gruppen mit den größten Fortschritten präsentieren ihre Idee im Finale vor einer Jury, die ersten drei Plätze erhalten dabei einen Geldbetrag. Anfangs mischten und füllten die beiden Karlsruher Studenten ihre traditionell indischen Gewürzmischungen mit Hilfe ihrer Mütter in einem lokalen Restaurant. Im Laufe des GROW Events wurde das Konzept überarbeitet und LYN’S schaffte es als eines der zehn erfolgversprechendsten Teams von 67 in das Finale.
Unternehmen mit sozialem und ökologischem Hintergrund
Aus der ursprünglichen Idee ist heute eine soziale Mission geworden, denn die beiden Gründer helfen mit ihrer Produktion indischen Frauen, die aus unterprivilegierten Haushalten kommen. Die Produktion in Indien ermöglicht es, hochwertige Gewürze und Gewürzmischungen in Handarbeit herzustellen. Dabei werden sogenannte “Chakkis”, Mühlen, die per Hand bewegt werden, verwendet. Bei dieser Art der Bearbeitung entsteht weniger Reibungswärme als bei der maschinellen Herstellung der Gewürze, dadurch bleiben wertvolle Nährstoffe und Aromen erhalten und die Qualität ist somit besser.
Auch den ökologischen Herausforderungen will LYN’S sich annehmen. So haben die Gründer unter den Kund*innen eine Umfrage zum Umgang mit den Verpackungsmaterialien durchgeführt und Alex Melnikov arbeitet an nachhaltigen Verpackungslösungen sowie Maßnahmen zur Klimaneutralisierung. Außerdem achten sie beim Bezug der Gewürze auf einen ökologischen Anbau. Alle Produkte in LYN’S Sortiment werden als Bioware zertifiziert sein.
Erfolgreich durch Studium an der DHBW Karlsruhe
Wie viele junge Gründer, wollte auch Alex Melnikov studieren, aber meist lässt sich eine Gründung nur schwer mit einem regulären Studium vereinen. Auf der Suche nach dem passenden Studiengang wurde er auf die DHBW Karlsruhe aufmerksam, die mit ihrem Studiengang Unternehmertum eine einzigartige Lösung anbietet. Für die Jungunternehmer war bei der Gründung klar, dass ein starker Partner wie die Duale Hochschule Baden-Württemberg die Chancen einer erfolgreichen Gründung deutlich verbessern würde. Alex Melnikov konnte die Lerninhalte - praxisrelevantes Wissen - direkt in das eigene Unternehmen einbringen und darüber hinaus von dem starken Gründernetzwerk profitieren.
Gründer starten Crowdfunding
Um ihr Unternehmen weiter ausbauen zu können und damit die Umwelt und die Frauen in Indien noch mehr unterstützen zu können, haben sie nun ein Crowdfunding initiiert. Crowdfunding bedeutet so viel wie “gemeinschaftliche Finanzierung”. Viele Menschen können hierbei gemeinsam eine Idee vorfinanzieren. Unterstützer dürfen sich verschiedene “Dankeschön-Pakete” aussuchen und zahlen dafür einen entsprechenden Betrag. Abgebucht wird das Geld erst, wenn zum Ende der Kampagnenlaufzeit das festgelegte Finanzierungsziel von 17.000 Euro erreicht ist. Damit wollen die Gründer den ersten Import, die Abfüllung und die klimaneutrale Verpackung vorab finanzieren.
Wer LYN’S unterstützen möchte, kann sich auf Startnext eines der Pakete sichern:
https://startnext.com/lyns
Die Kampagne geht noch bis zum 25. April.
Autor:Susanne Diringer aus Karlsruhe |
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