Ein Stück Karlsruher Geschichte geht
"Modehaus Schöpf" schließt nach 125 Jahren
Karlsruhe. Das Ausdünnen der Fachgeschäft-Angebote in der Karlsruher Innenstadt geht leider weiter: Am 31. Dezember 2024 schließt jetzt auch das traditionsreiche "Modehaus Schöpf" seine Türen - für immer. Wo ganze Generationen von Bürgerinnen und Bürgern aus der Region zum Beispiel Anzüge, Kleider, Hochzeitsmode oder Festtagskleidung kauften, wird die 125-jährige Unternehmensgeschichte im markanten Gebäude am Karlsruher Marktplatz nun beendet!
Blick in die Geschichte
- An der Stelle, wo heute das "Modehaus Schöpf" steht, befand sich ursprünglich das Karlsruher Gymnasium, an dem auch Johann Peter Hebel 1791 Lehrer und später Direktor war.
- 1809 erbaute Friedrich Weinbrenner das Gebäude am Marktplatz, zunächst wird es als Wohnhaus genutzt, später ist es Ort für die "Lese-Gesellschaft"
- 1813 gründeten 37 Karlsruher Kaufleute in diesem Gebäude die „Handelsstube“, Vorläuferin der Industrie- und Handelskammer.
- 1899 kaufte Carl Schöpf das Gebäude, eröffnet in 1a-Lage ein Bekleidungshaus. Das Familienunternehmen hat sich mit seinem gehobenen Angebot schnell zu einer Marke entwickelt.
- 1980 übernahm Dr. Melitta Büchner-Schöpf das von ihrem Großonkel Carl gegründete Unternehmen von ihrem Vater Carl. Sie war studierte Juristin, im Bundeswirtschaftsministerium unter anderem als Ministerialdirigentin für industrielle Kooperationen zuständig. Büchner-Schöpf war auch prägend für die Karlsruher Stadtgesellschaft, nicht nur als Eigentümerin des Modehauses oder auch als FDP-Stadträtin, die sich für Karlsruhe, die "City Initiative" und die Entwicklung der Innenstadt engagierte.
- 2022: Nach ihrem Tode 2021 ging auch das Unternehmen gemäß einer testamentarischen Verfügung an das "Diakonische Werk Karlsruhe".
- 2024: Jetzt teilt das "Diakonische Werk" mit, dass die Firma "nicht dauerhaft gerettet werden" könne.
Grund für den Niedergang seien unter anderem der Verlust angestammter Kundschaft infolge der langjährigen Bauarbeiten in der Innenstadt, die Beschränkungen der Corona-Pandemie sowie ein verändertes Kaufverhalten. Die Diakonie sei gezwungen gewesen, die Verkaufsfläche immer weiter zu reduzieren, "leider ohne Erfolg", wie die Diakonie mitteilt.
Jetzt wurde der Entschluss gefasst, das Modehaus für immer zu schließen. Ein Stück Karlsruher Geschichte verschwindet nun! Die zukünftige Eigentümerin der Immobilie, die "Büchner-Schöpf-Stiftung", plane eine grundlegende Sanierung des Hauses und anschließend die Vermietung - wohl auch in kleineren Einheiten.
Autor:Jo Wagner |
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