Kultur- und Vereinsfenster Landau
Leere Schaufenster werden zu echten Hinguckern
Frischer Wind statt weg vom Fenster – unter diesem Motto steht die Gemeinschaftsaktion „Kultur- und Vereinsfenster Landau“, die leer stehende Schaufenster in der Innenstadt mit Leben füllen will. Zwei Leerstände in der Kronstraße machen den Anfang.
Sie sind kein schöner Anblick: Leere Schaufenster in Landaus Innenstadt. Die Gründe für Leerstand mögen vielfältig sein, aber muss man sich an diesen Anblick gewöhnen? Ein klares „Nein“ ist die Antwort der Initiative „Kultur- und Vereinsfenster Landau“ und sie macht Eigentümern leer stehender Ladenlokale deshalb ein Angebot: Überlasst uns eure leeren Fenster, und wir verwandeln sie in echte Hingucker.
Studierende der RPTU präsentieren ihre Arbeiten
Ende November hatte die Initiative Landauer Kunst- und Kreativschaffende sowie gemeinnützige Vereine und Einrichtungen dazu aufgerufen, sich online für das Projekt zu bewerben – über 40 Bewerbungen sind seither eingegangen. Caroline Seelinger und Jonas Saling sind nun die ersten, die ein Schaufenster in der Kronstraße mit ihrer Kunst bespielen. In einem leer stehenden Ladengeschäft gegenüber C&A präsentieren die beiden Studierenden neben Druckgrafiken und Holzschnitten auch keramische Werke sowie 3D-Drucke.
„Wir freuen uns über die Möglichkeit, unsere Arbeiten auf diesem Wege einem größeren Publikum zugänglich zu machen“, sagt Jonas Saling, und Caroline Seelinger ergänzt: „Gerade für junge Künstlerinnen und Künstler sind öffentliche Ausstellungsflächen rar. Es ist toll, dass die Initiative es geschafft hat, ungenutzte Flächen mitten in der Stadt zugänglich zu machen.“
Ein zweiter Leerstand direkt nebenan hat sich in ein „Demokratiefenster“ verwandelt. Auf einem Bildschirm sind „100 Argumente gegen die AfD“ der gleichnamigen Initiative zu sehen. Über 100 engagierte Südpfälzerinnen und -pfälzer nennen in untertitelten Videos ihre ganz persönlichen Gründe, warum eine Wahl der rechtspopulistischen AfD für sie nicht in Frage kommt. Daneben gibt es Informationen der Omas gegen Rechts sowie vom Verein für Toleranz und Menschlichkeit Südpfalz e.V. (ToM).
Kirchengemeinde wagt die Zwischennutzung
Eigentümer der beiden Ladengeschäfte ist die protestantische Gesamtkirchengemeinde Landau. Sie hat mit der Initiative eine Zwischennutzungsvereinbarung geschlossen, in der die unentgeltliche Überlassung der Schaufenster geregelt ist. „Die Aktion unterstützen wir sehr gerne“, so Dekan Volker Janke. „Kunst und Kultur liefern einen wesentlichen Beitrag zum Miteinander und zum Zusammenhalt unserer Stadtgesellschaft. Wir sind froh, dass unsere Immobilie in der Zeit bis zur erneuten Vermietung einem sinnvollen Zweck dienen kann.“
Initiiert und organisiert wird das Schaufenster-Projekt vom Kulturnetz Landau, mit Untersützung der Landauer Leerstandsinitiative sowie der Ehrenamtsbeauftragen der Stadt. Die Stadt Landau ist zudem mit Fördergeldern aus dem städtischen Verfügungsfonds »Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren« an der Aktion beteiligt.
„Die Kultur- und Vereinsfenster sind ein wunderbares Beispiel dafür, wie kreative Ideen unsere Innenstadt bereichern und gleichzeitig Vereinen sowie Kulturschaffenden eine Plattform bieten können“, betont Oberbürgermeister Dominik Geißler. „Ich bin mir sicher, dass die bunten Fenster Landaus Stadtbild weiter aufwerten und hoffe, dass sich noch mehr Eigentümerinnen und Eigentümer melden, um ein Fenster bereitzustellen. Danke an alle, die sich an diesem Gemeinschaftsprojekt beteiligen.“
Aufwand für Vermieter ist gering
Dem großen Zuspruch der Landauer Kulturschaffenden und Vereine steht bisher allerdings ein geringer Rücklauf seitens der Eigentümer gegenüber – und das, obwohl sich der Aufwand Dank des Engagements der Ehrenamtlichen in Grenzen hält. „Wir übernehmen die Vermittlung, kümmern uns um die Instandsetzung der Fenster und regeln den Auf- und Abbau. Außerdem sorgen wir dafür, dass die Fenster am Ende der Aktion oder bei einer kurzfristigen Neuvermietung wieder ordentlich übergeben werden“, so Sven Kaemper, einer der Initiatoren des Projekts. „Im Fall der Kronstraße waren das bisher ein paar E-Mails sowie ein halbstündiges Gespräch, mehr Aufwand ist das nicht.“
Interessierte Eigentümer können sich unter leerstand-landau.de/kulturfenster über die Aktion informieren. Gesucht werden weiterhin Ladengeschäfte, die sich bereits im Leerstand befinden oder bei denen sich in 2025 ein Leerstand abzeichnet. Auf der Website findet sich auch ein Online-Formular, über das man seinen Leerstand einfach und schnell für das Projekt anmelden kann.
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