Auf der Straße: Heavens Fighter – Obdachlosen- und Bedürftigenhilfe
Von Jessica Bader
Hilfe für Obdachlose. Als am 24. Dezember die grünen Zipfelmützen durch die Quadrate zogen, Essen und warme Getränke verteilten, leuchteten die Augen derer auf, die an diesem Tag nicht gemütlich mit der Familie unterm Weihnachtsbaum verbrachten, sondern auf der Straße. Die Aktion an Heiligabend ist für die Mitglieder der „Heavens Fighter – Obdachlosen- und Bedürftigenhilfe“ jedes Jahr eine sehr emotionale Erfahrung.
Der Verein geht direkt dorthin, wo Hilfe gebraucht wird – in Fußgängerzonen, Stadtrandbezirke, Parks und Obdachlosenheime - zu den Bedürftigen. Bei regelmäßigen Aktionen werden Sachspenden verteilt und Kontakte geknüpft. So stehen die Mitglieder unter anderem mit der Caritas und AWO in Kontakt und können so gezielt bei Projekten einzelner Träger unterstützen und vermitteln, was wo an Hilfe gebraucht wird. Ihren Wirkkreis konnten die Heavens Fighter mittlerweile auf Schwetzingen, Mannheim, Heidelberg und die jeweiligen Randbezirke ausdehnen. Manchmal hilft schon ein offenes Ohr für die Probleme der betroffenen Menschen. „Wir setzen uns gegen die Altersarmut ein“, sagt Vorstandsmitglied Jürgen Reeb, gerade in der Pandemie habe sich gezeigt, dass sich immer mehr Menschen am Existenzminimum bewegen. Weil die Frauenhäuser voll waren, sind in dieser Zeit auch viel mehr Frauen auf der Straße gelandet und außerdem mehr junge Leute, so Reeb.
Spontan Obdachlosen an Weihnachten etwas Gutes tun
Die Gründung des Vereins geht auf eine spontane Aktion zurück: Hans-Peter Maurer, heute erster Vorstand, hatte 2018 etwas von seinem Weihnachtsgeld übrig und wollte den Obdachlosen in Mannheim etwas Gutes tun. Er startete einen Aufruf unter Freunden und Bekannten - am 24. Dezember trafen sich dann 30 bis 40 Personen und zogen ausgestattet mit Hamburgern, Kaffee, Gebäck und Getränken durch die Planken. Schon diese erste Aktion erfuhr sehr großen Zuspruch, sowohl durch Spenden als auch durch Helfer*innen. Durch erste Gespräche mit den Menschen auf der Straße entstanden weitere Pläne. Ganz schnell, schon im Januar 2019, erfolgte die Vereinsgründung.
Im Laufe der Zeit können die Heavens Fighter auf viele besondere Begegnungen zurückblicken und auf berührende Einzelschicksale. Da ist die kleine Maria, die mit an die 90 Jahren auf der Straße lebt, da ist Susanne, die seit Jahren zwischen Mannheim und Viernheim auf dem Acker im Zelt wohnt oder Philipp, der mit Mitte 20 aus Ungarn geflüchtet ist und zusammen mit seinem Hund auf der Straße ist. „Egal wie lange man das macht, die Menschen und Schicksale berühren einen“, berichtet Jürgen Reeb. Auch der Dank, der dem Verein entgegengebracht wird, ist rührend. Wenn ein Ständchen gesungen wird oder Menschen auf der Straße den letzten Euro zusammenkratzen, um den Helfer*innen Blumen zu besorgen, zeigt das die Dankbarkeit für das Engagement der Vereinsmitglieder. Ein besonders persönliches Dankeschön überreichte vor kurzem ein Bewohner des Wichernheims: Er hat in der Therapie ein symbolisches Hamsterrad angefertigt, das seinen Weg in die Alkoholsucht zeigt.
Viele Gründe für Obdachlosigkeit
Die Geschichten, wie Menschen auf der Straße gelandet sind, sind ganz unterschiedlich. Oft sind der Auslöser gescheiterte Beziehungen oder Depressionen, berichten die Heavens Fighter. Und es gibt viele Rentner in der Region, bei denen das Geld im besten Fall gerade so für die Miete reicht. Diese zu unterstützen, ist ein erklärtes Ziel des Vereins.
Verschiedene Betriebe und Einzelpersonen unterstützen die Heavens Fighter bei ihren Aktionen durch Sachspenden und mehr. So können neben Essen und Kleidung auch andere Angebote gemacht werden. Zum Beispiel ist jetzt eine feste Friseurin mit an Bord und auch eine Fußpflegekraft war schon bei Veranstaltungen mit dabei. Um Bedürftige noch besser unterstützen zu können, ist die Anschaffung eines Kältebus’ das nächste Ziel. Dafür werden noch Werbepartner gesucht.
Heavens Fighter unterstützen
Und wie kann man die Heavens Fighter als Privatperson unterstützen? Sachspenden sind immer willkommen. Der Verein veröffentlicht dafür auf seiner Webseite Bedarfslisten mit Dingen, die aktuell benötigt werden. Auch Geldspenden sind möglich und selbstverständlich werden immer Helfer*innen gebraucht, die bei den Aktionen mit anpacken.
Wenn die grünen Wichtel an Heiligabend wieder losziehen, werden sie hoffentlich auch in diesem Jahr wieder mit strahlenden Augen empfangen – von Menschen, die sonst oft übersehen werden.
Info:
Wer Heavens Fighter und deren Arbeit kennenlernen möchte, kann zum monatlichen Stammtisch kommen oder zur nächsten Sammelaktion kommen. Aktuelle Termine und mehr gibt es unter www.heavensfighter-ev.com
Autor:Jessica Bader aus Mannheim |
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