Wahl der Deutschen Weinkönigin in Neustadt
Gekrönte Häupter mit Herz und Charme

Der Oberbürgermeister von Neustadt an der Weinstraße Marc Weigel gratuliert der Deutschen Weinkönigin Angelina Vogt. | Foto: ps
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  • Der Oberbürgermeister von Neustadt an der Weinstraße Marc Weigel gratuliert der Deutschen Weinkönigin Angelina Vogt.
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Neustadt. Die Idee ist fast 90 Jahre alt und stammt aus der Pfalz, genauer gesagt aus Neustadt an der Weinstraße, der heimlichen deutschen Wein-Hauptstadt. Bis zum heutigen Tag ist die Pfälzer Weinmetropole Krönungsstätte der Deutschen Weinkönigin. Als Nachfolgerin von Angelina Vogt wurde am 25. September 2020 Eva Lanzerath, eine vom Weinbaugebiet Ahr stammende Kandidatin, für die Amtszeit 2020/2021 gewählt.

Von Markus Pacher

Bereits 1931 setzte der Verleger Daniel Meininger seine Idee zur Wahl einer Pfälzische Weinkönigin durch. Zur Premiere gab es noch keine Deutsche Weinkönigin, sondern nur eine Pfälzische Weinkönigin.

Mit Ruth Bachrodt fing alles an

Die Kandidatin hieß Ruth Bachrodt, stammte zwar aus der Pfalz, aber kurioserweise keineswegs von der Deutschen Weinstraße, sondern aus Pirmasens, wo bekanntermaßen kein Wein angebaut wird. Apropos Deutsche Weinstraße: Dieser Begriff wurde erst ein paar Jahre später von den nationalsozialistischen Machthabern eingeführt - was in den letzten Jahren zu sehr kontroversen Diskursen über seine künftige Verwendung geführt hat. Um möglichen Konflikten in der historischen Auseinandersetzung mit unserer braunen Vergangenheit auszuweichen, wurde beispielsweise aus diesem Grunde bei der Taufe der Autobahnraststätte an der A65 der Name Pfälzer Weinstraße statt Deutsche Weinstraße vergeben. Aber dies nur am Rande.

Hübscheste Pfälzer Frauen als Kandidatinnen

Das Ritual der Wahl zur Weinkönigin wurde dann von den Nazis aufgegriffen und ausgiebig gepflegt. Gauleiter Josef Bürckel, ein (vor allem von sich) überzeugter Pfälzer, der den Wein liebte und in der damaligen "Gauhauptstadt" Neustadt an der Weinstraße residierte, ließ seine Fotografen alljährlich nach geeigneten Kandidatinnen - oder in seinen Worten - den "hübschesten dem Wein verbundenen jungen Frauen" Ausschau halten. Bis zum Jahre 1949 repräsentierte als Kandidatin die Pfälzische Weinkönigin gleichzeitig die Deutsche Weinkönigin. Erst seit 1950 gibt es eine eigene Wahl für das Amt der Deutschen Weinkönigin. Und die funktioniert vereinfacht gesagt so: In den 13 deutschen Weinbaugebieten wird einmal im Jahr eine Gebietsweinkönigin gekürt. Diese regionalen Weinköniginnen sind dann die Wettbewerberinnen bei der Wahl zur Deutschen Weinkönigin.

Sensationelle Anna-Maria Löffler

Beim letzten Mal war die Sensation perfekt, denn die zuvor als Pfälzische Weinkönigin amtierende Anna-Maria Löffler entwuchs nicht einem Weinbaugebiet, geschweige denn einer Winzerfamilie. Wer sie jedoch am Wahlabend im Saalbau Neustadt an der Weinstraße live erleben durfte, wunderte sich keineswegs über den spektakulären Wahlausgang nach einem knisternd spannenden Finale, bei dem die Kandidatinnen allesamt durch Sachverstand und Schlagfertigkeit überzeugten. Mit ihrem umwerfenden Charme und ihrer geballten Kompetenz rund um das Thema Wein begeisterte sie die Jury des Deutschen Weininstituts und das Publikum gleichermaßen.

Sieg für Eva Lanzerath

Dass sie sich ein Jahr später als Pfälzische Weinkönigin bei der Wahl zum Amt der Deutschen Weinkönigin in einem spannenden Finale ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Eva Lanzerath liefern sollte, ahnte damals noch niemand. Obgleich die Bewerberin Anna-Maria aus dem Großdorf Haßloch nicht ganz oben auf dem Siegertreppchen der Deutschen Weinmajestät landete, freute sich die Pfalz immerhin (und das ist viel mehr als ein kleiner Trost), sie zwölf Monate als Deutsche Weinprinzessin einsetzen zu dürfen.

Krone im Wandel der Zeit

Seit 1949 ist sowohl die Krone der Deutschen Weinkönigin als auch jene der Pfälzischen Weinkönigin aus massivem Metall geschmiedet. 1969 entstand eine neue Krone für die Repräsentantinnen, die farbige Elemente enthielt und wesentlich plakativer gestaltet war. Die Krone für das wichtige Amt von 1978 war mit violetten und grünen Trauben dekoriert. Die Krone von 2000 ist sehr modern und filigran ausgeführt. In ihrer Mitte symbolisieren dreizehn Steine die 13 deutschen Weinanbaugebiete. Die heutige, 2015 eingeführte Krone, ist 6 Zentimeter hoch und 90 Gramm schwer. Ihre feine Ranken entsprechen der Ornamentik des Jugendstils. Eine Traube in der Mitte stilisiert das Logo des Deutschen Weininstituts.

Deutsche Weinköniginnen-Wahl trotz Corona

Vom Deutschen Weininstitut wird übrigens auch die Wahl und das Finale zur Deutschen Weinkönigin im Zuge einer Live-Sendung des SWR-Fernsehens, zuletzt moderiert von Holger Wienpahl, im Neustadter Saalbau, der guten Stube der Stadt Neustadt übertragen. Bei der letzten Wahl buhlten die jungen Frauen und künftig auch im Ausland werbenden Repräsentantinnen des Weins unter besonderen Bedingungen um die Gunst der Jury, denn das Zeremoniell wurde wegen der Corona-Krise unter strenger Einhaltung der Corona-Regeln vor einem sorgfältig ausgewählten, sehr kleinem Publikum im Neustadter Saalbau durchgeführt. Neben Eva Lanzerath (Ahr), Anna-Maria Löffler (Pfalz) zählten nach einem Vorentscheid Bärbel Ellwanger (Mosel), Eva Müller (Rheinhessen), Alexandra Unger (Rheingau), Jana Petermann (Hessische Bergstraße) und Tamara Luisea Elbl (Baden-Württemberg) zu den Weinköniginnen, die das Deutsche Weininstitut ins Rennen schickte. Aber am Ende konnte es nur eine Siegerin geben: Leider wird das Amtsjahr der Deutsche Weinkönigin Eva Lanzerath an der Seite der Deutschen Weinprinzessinnen Anna-Maria Löffler und Eva Müller von der Corona-Pandemie überschattet.

Die meisten Hoheiten stammen von der Mosel

Übrigens: Nicht die Pfälzische Weinköniginnen führen die Statistik an (siehe auch www.pfaelzische-weinkoenigin). Die meisten bislang zur Deutschen Weinkönigin gekürten Hoheiten stammen von der Mosel.

Liste der Deutschen Weinköniginnen (nach Wikipedia):

1. 1949/1950 Elisabeth Kuhn, später Gies, Pfalz, Diedesfeld 
2. 1950/1951 Marie-Elisabeth Pütz, später Steffen, Mosel-Saar-Ruwer
3. 1951/1952 Gisela Koch, später Colonius, Mittelrhein, St. Goarshausen
4. 1952/1953 Elisabeth Huber, Baden, Neuweier
5. 1953/1954 Mathilde Machwirth, Nahe 
6. 1954/1955 Erika Hofmann, Rheinhessen,  St. Johann
7. 1955/1956 Irmgard Mohler, Pfalz, Bad Bergzabern
8. 1956/1957 Margret Hoffranzen, später Wilmes, Mosel-Saar-Ruwer
9. 1957/1958 Karoline Hartmann, Franken, Rödelsee
10. 1958/1959 Rosemarie Schreck, Franken, Klingenberg
11. 1959/1960 Wilma Seyer, später Scholl, Rheingau, Kiedrich
12. 1960/1961 Christel Koch, Pfalz, Ungstein
13. 1961/1962 Marlies Kaiser, Rheinhessen, Dintesheim
14. 1962/1963 Maria Theresia („Maritta“) Heinzen, später Schmitz, Ahr, Ahrweiler
15. 1963/1964 Inge Schwaab, später Heidenreich, Mosel-Saar-Ruwer, Zeltingen
16. 1964/1965 Marita Bäuerlein, Franken, Volkach
17. 1965/1966 Waltraud Hey, Pfalz, Oberotterbach
18. 1966/1967 Ilse Theobald, Nahe, Hochstätten
19. 1967/1968 Ruth Collet, später Kutz, Mosel-Saar-Ruwer, Reil
20. 1968/1969 Brigitte Wolf, Franken, Veitshöchheim
21. 1969/1970 Marika Gebhardt, Rheingau, Martinsthal
22. 1970/1971 Erika Sinß, Nahe, Windesheim
23. 1971/1972 Ruth Kröther, später Kern, Pfalz, Freinsheim
24. 1972/1973 Ulrike Seyffardt, später Neradt, Rheingau, Martinsthal
25. 1973/1974 Ingrid Kurth, später Gies, Ahr, Bad Neuenahr-Ahrweiler
26. 1974/1975 Doris Emmerich, Nahe, Waldböckelheim
27. 1975/1976 Edelgard Bauer, Nahe, Kirschroth
28. 1976/1977 Friedlinde Gurr, später Gurr-Hirsch, Württemberg, Untergruppenbach
29. 1977/1978 Gisela Faber, Baden, Freiburg
30. 1978/1979 Heike Schmitt, Rheinhessen, Nierstein
31. 1979/1980 Rita Moog, später Moog-Fischer, Mosel, Valwig
32. 1980/1981 Regine Usinger, später Usinger-Frank, Rheinhessen, Nackenheim
33. 1981/1982 Hildegard Weber, Pfalz, Gönnheim
34. 1982/1983 Karin Molitor, später Molitor-Hartmann, Franken, Sommerach
35. 1983/1984 Carola Geiger, später Geiger-Kaiser, Württemberg, Grantschen
36. 1984/1985 Ursula Maur, Ahr, Mayschoß
37. 1985/1986 Mechthild Meyer, später Weis,, Mosel, Waldrach
38. 1986/1987 Helga Drauz, später Drauz-Oertel, Württemberg, Heilbronn
39. 1987/1988 Jutta Fassian, später Fassian-Emmrich, Mosel, Mehring 
40. 1988/1989 Petra Mayer, Baden, Schliengen
41. 1989/1990 Renate Schäfer 1968 21 Franken Astheim
42. 1990/1991 Birgit Schehl, später Rebholz-Schehl, Pfalz, Hainfeld
43. 1991/1992 Lydia Bollig, später Bollig-Strohm, Mosel, Trittenheim
44. 1992/1993 Astrid Bechtel, Rheinhessen, Heppenheim
45. 1993/1994 Sandra Hake, später Frölich, Saale-Unstrut, Freyburg
46. 1994/1995 Ulrike Neymeyer, Baden, Endingen
47. 1995/1996 Julia Klöckner, Nahe, Guldental
48. 1996/1997 Ines Hoffmann, Sachsen, Dresden
49. 1997/1998 Natascha Thoma, später Thoma-Widmann, Baden, Ebringen
50. 1998/1999 Susanne Völker, später Nett, Rheinhessen, Oppenheim
51. 1999/2000 Simone Renth, später Renth-Queins, Rheinhessen, Schwabenheim
52. 2000/2001 Carina Dostert, später Curman, Mosel, Nittel 
53. 2001/2002 Petra Gärtner, später Schreiber, Hessische Bergstraße, Zwingenberg
54. 2002/2003 Judith Honrath, Nahe, Langenlonsheim
55. 2003/2004 Nicole Then, Franken, Sommerach
56. 2004/2005  Petra Zimmermann,, Mosel, Temmels 
57. 2005/2006 Sylvia Benzinger, später Benzinger-Kugler, Pfalz, Kirchheim
58. 2006/2007 Katja Schweder, Pfalz, Hochstadt
59. 2007/2008 Evelyn Schmidt, Sachsen, Radebeul
60. 2008/2009 Marlies Dumbsky, Franken, Volkach
61. 2009/2010 Sonja Christ, später Christ-Brendemühl, Mosel, Oberfell
62. 2010/2011 Mandy Großgarten, Ahr, Dernau
63. 2011/2012 Annika Strebel, Rheinhessen, Wintersheim
64. 2012/2013 Julia Bertram, Ahr, Dernau
65. 2013/2014 Nadine Poss, Nahe, Windesheim
66. 2014/2015 Janina Huhn, Pfalz, Bad Dürkheim
67. 2015/2016 Josefine Schlumberger, Baden, Laufen
68. 2016/2017 Lena Endesfelder, Mosel, Mehring
69. 2017/2018 Katharina Staab, Nahe, Oberhausen an der Nahe
70. 2018/2019 Carolin Klöckner, Württemberg, Vaihingen an der Enz
71. 2019/2020 Angelina Vogt, Nahe, Weinsheim
72. 2020/2021 Eva Lanzerath, Ahr, Walporzheim
73. 2021/2022 Sina Erdrich, Baden, Durbach

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Autor:

Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße

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