Jubiläumsfeier in Speyer
Warum ist der Dom Unesco-Welterbestätte?
Speyer. Die Unesco verleiht den Titel Welterbe (Weltkulturerbe und Weltnaturerbe) an Stätten, die aufgrund ihrer Einzigartigkeit, Authentizität und Integrität weltweit bedeutend sind. Der Titel beruht auf der Welterbekonvention von 1972, die dem Schutz dieser besonderen Kultur- und Naturdenkmale dienen soll. Im Jahr 1978 wurde die Welterbeliste mit zwölf Welterbestätten eröffnet. Als zweiter Ort in Deutschland wurde der Dom zu Speyer 1981 in die Liste des Unesco-Welterbes aufgenommen. Als erste deutsche Welterbestätte wurde 1978 der Aachener Dom Teil der Welterbeliste.
Bei der Entscheidung über die Aufnahme in die Welterbeliste werden die übergreifenden Bedingungen der Authentizität (historische Echtheit, nur für Kulturgüter) und der Integrität (Unversehrtheit, für Kultur- und Naturgüter) angewendet, in Verbindung mit einem oder mehreren der insgesamt zehn Kriterien, nach denen der außergewöhnliche universelle Wert einer Stätte festgelegt wird. Der Dom zu Speyer erfüllt hierbei das Kriterium, da er ein Kulturgut ist, das „für einen Zeitraum oder in einem Kulturgebiet der Erde einen bedeutenden Schnittpunkt menschlicher Werte in Bezug auf Entwicklung der Architektur oder Technik, der Großplastik, des Städtebaus oder der Landschaftsgestaltung“ aufzeigt.
In der Stellungnahme der Unesco heißt es konkret: „Der Speyerer Dom hat nicht nur die romanische Architektur im 11. und 12. Jahrhundert, sondern auch die Grundsätze der Restaurierung in Deutschland, in Europa und in der Welt vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart maßgeblich beeinflusst.“
Verleihung und Bedeutung des Welterbetitels
Die offizielle Nachricht der Unesco an das Domkapitel ließ bis 1986 auf sich warten. Erst auf Nachfrage erhielt der damalige Bischof Dr. Anton Schlembach eine offizielle Benachrichtigung über die Aufnahme des Speyerer Doms auf die Liste des Unesco-Welterbes. Dies mag einen Eindruck davon vermitteln, dass sich das Procedere zur Aufnahme auf die Welterbeliste zwischen einst und heute sehr deutlich unterscheidet.
Wo heute verschiedene Ebenen und Akteure in einem jahrelangen Prozess zusammenarbeiten um einen Managementplan zu erarbeiten und den Antrag vorzubereiten, war das Domkapitel, als für den Dom zuständige Körperschaft, in die Aufnahmeformalitäten 1981 nicht mit einbezogen worden. Inzwischen gibt es zahlreiche Kontakte zur Unesco und den ihr zugeordneten Institutionen, etwa im Rahmen des Monitorings durch Icomos, eine Organisation, die im Auftrag der Unesco die Einhaltung des Denkmalschutzes überprüft.
Die Unesco gibt kein Geld
Geld gibt es, entgegen landläufiger Meinung, keines von Seiten der Unesco. Profitiert hat der Dom von seinem Status als Welterbestätte durch die erfolgreiche Bewerbung um Mittel aus dem „Investitionsprogramm nationale Unesco-Welterbestätten“ im Rahmen des Konjunkturpakets II der Bundesregierung im Jahr 2013. Mit dem Geld konnten Kaisersaal und die Aussichtsplattform im Südwestturm saniert und öffentlich zugänglich gemacht werden. Im Kaisersaal sind heute die Fresken der Domausmalung durch Johann Baptist Schraudolph aus dem 19. Jahrhundert zu sehen.
Inwiefern der Status als Welteberstätte Besucher nach Speyer und in den Dom lenkt, lässt sich nicht direkt nachweisen, da langjährige systematische Untersuchungen fehlen. Bis zum Beginn der 2010er Jahre hat er in der Wahrnehmung der Besucher jedoch vermutlich keine besonders große Rolle gespielt, taucht der Titel doch in den Publikationen zum Stadtgeburtstag 1990 und auch im „Salierjahr“ 2011 nur am Rande auf. Der herausragende Status des Doms als Kirche und Denkmal besteht bereits seit seiner Erbauung und so lassen sich bereits für die Jahrhunderte vor der Aufnahme auf die Welterbeliste auch Belege für seine Bedeutung als Reiseziel finden, beispielsweise von Joseph von Eichendorf, der den Dom 1807 als Ruine sah. Heute freilich rückt der Welterbetitel in das Bewusstsein der öffentlichen Wahrnehmung. In einer Befragung 2019 gaben immerhin 31 Prozent der Besucher an, den Dom auf Grund seines Welterbetitels besucht zu haben.
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