Letzter Rauch auf dem See
Deep Purple verabschieden sich von Montreux
Wochenblattredaktion on Tour
von Jens Vollmer
Zwangsläufig ist eine Konzertrezension von Deep Purple in Montreux mit ihrem bekanntesten Hit „Smoke On The Water“ verbunden. Niemand weiß, welchen Verlauf deren Karriere genommen hätte, wenn nicht 1971 ein Frank-Zappa-Fan das Casino in Montreux abgefackelt und die englischen Hardrocker zum Song inspiriert hätte. Trotz des großen Schadens – das Casino musste komplett neu erbaut werden – hat es dem Ort weit mehr genutzt, er erlangte dadurch Weltruhm – die Rockband ebenfalls.
Deep Purple sind als Freunde des vor fünf Jahren verstorbenen Festivalbegründers Claude Nobs natürlich Stammgäste des Festivals. Vor zwei Jahren zelebrierten sie zusammen mit Zappas Sohn Dweezil Zappa den legendären Hit – ein besonderer Moment. Nun aber befinden Sie sich auf ihrer „Long Goodbye“-Tournee, bisher mit noch offenem Ende. Deshalb war es am vergangenen Mittwoch wohl das letzte Mal, dass „Smoke On The Water“ in Montreux durch Deep Purple höchstpersönlich angestimmt wurde - 47 Jahre nach dem ersten Erklingen des weltberühmten Gitarrenriffs hier am Ufer des Genfer Sees.
Im Mittelpunkt eines jeden Deep-Purple-Konzertes steht die Virtuosität der Musiker, insbesondere Steve Morse an der Gitarre und Donald Smith Airey an den Keyboards, während Ian Anderson Paice und Roger Glover unaufgeregt ein felsenfestes Fundament zementieren.
Natürlich war es auch dem Publikum bewusst, Deep Purple hier in den heiligen Hallen des Montreux Jazzfestivals ein letztes Mal zu erleben. So wurde jeder Song, wie „Highway Star“, „Strange Kind Of Woman“, „Perfect Stranger“ oder der Coversong „Hush“, um nur einige zu nennen, frenetisch gefeiert und die Band zeigte sich in bester Spiellaune. Perfekt aufeinander abgestimmte Unisono-Passagen wechselten sich ab mit offenen Improvisationsparts – Deep Purple bleiben sich eben treu und sind nach wie vor eine Jamsession-Band - die Improvisation ist Ursprung eines jeden Deep-Purple-Songs.
Zur traurigen Tatsache des Bandabschieds aus Montreux kamen die Gedenken an den engen Freund Funky Claude (Nobs), den Festivalbegründer, und das ebenfalls verstorbene Bandmitglied Jon Lord, an die Sänger Ian Gillan erinnerte. Ein wenig hatte der Frontman mit den höheren Lagen zu kämpfen, musste diese drücken und pressen, führte aber ansonsten souverän durchs Programm.
Im mehrminütigen Solo demonstrierte Donald Smith Airey die große Vielfalt der Tasteninstrumente und entführte das Publikum in ein faszinierendes Soundlabor. Da fauchte und knurrte die Hammondorgel über die Lesley-Speaker, flirrten Synthesizersounds und ertönten wuchtige Kirchenorgeltöne genauso wie Piano, Kirchenglocken oder warme Moog-Sounds.
Das Set wurde wie gewohnt mit „Smoke On The Water“ beendet, lauthals begleitet von Deep-Purple-Anhängern aus der ganzen Welt. In den Zugaben durfte Roger Glover ein Bass-Solo zum Besten geben, bevor mit „Black Night“ ein gelungener Hardrockabend am Genfer See zu Ende ging - au revoir Deep Purple.
Autor:Jens Vollmer aus Wochenblatt Kaiserslautern |
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