Sound von New Orleans in einem neuen Jahrtausend
Trombone Shorty entlädt Soundgewitter über Montreux
Wochenblattredaktion on tour
von Jens Vollmer
Wie ein Gewitter kamen Trombone Shorty & Orleans Avenue am vergangenen Dienstag über das Publikum des Stravinski Auditoriums. Mit dem ersten Song machte Sänger, Posaunist, Trompeter und Bandleader Troy Andrews klar, dass diese Band in den nächsten 60 Minuten gnadenlos die Bühne rocken wird.
Schon beim ersten Montreux-Auftritt 2012 setzte das junge Ausnahmetalent aus New Orleans ein dickes Ausrufezeichen und eroberte die Herzen der Jazzfestival-Verantwortlichen. Seine Mischung aus New-Orleans-Jazz, Funk, Soul, Rap und Rock ist einmalig, energiereich und eine glaubhaft gelebte Symbiose der Musikstile.
Beim mittlerweile vierten Auftritt in den heiligen Hallen des Montreux Jazzfestivals begeisterte Trombone Shorty sofort nicht nur seine Fans, sondern auch das auf Jack White wartende Publikum – keine Spur von Supportact-Lethargie. Viel schneller als gewohnt füllte sich die Halle des Stravinski-Auditoriums. Mit „You Got It“ als zweiten Song konnte die Band schon eine bis auf den letzten Platz mitklatschende Halle für sich verbuchen.
Mittlerweile mit zwei Gitarren im Line Up, klingt die Band noch rockiger und kompromissloser, zudem verbesserte Gitarristen Peter Murano über die letzten Jahre sein Solospiel. Unterstützt wird dieser von Drummer Robert Peebles, der gerade in den Rockparts ein wahrer Energievulkan und ein felsenfestes Fundament darstellt.
Trombone Shorty und seine Band Orleans Avenue brauchen keine Hits. Die eingängigen Songs - gepaart mit einem Groove, der in die Beine geht – nehmen jedes Publikum mit. Hinzu kommen die Frontman-Qualitäten von Troy Andrews, der mit Bühnenpräsenz, großen Gesten und jeder Menge Bühnenshowtricks nicht nur die Band, sondern auch das Publikum innerhalb von wenigen Minuten bis zur Ekstase dirigierte. Obwohl die aktuelle Show eindeutig rocklastig ist, ließ Andrews das Publikum den Klassiker „When The Saints Go Marchin In“ anstimmen – New Orleans lebt!
Bei Soli brillierte Andrews mit Posaune und Trompete gleichermaßen, begeisterte insbesondere mit Zirkular-Atmung, bei der er mit dicken Backen und hervorstehenden Augen Dizzy Gillespies Mimik huldigte.
Ausgedehnte Saxophon- und Posaunenparts mit wildem, gemeinsamen Solospiel steigerten sich in diesem Konzert immer wieder zu ekstatischen Momenten. Ein andermal erklangen disziplinierte, stakkatoartige Bläser-Einwürfe im Stile von Funk'n'Soul-Ikone James Brown.
Bassist Mike Bass-Bailey stand der Performance in nichts nach, sprang während seines Solos wild auf der Bühne umher und verlieh der Show zusätzliche Dynamik. Der neue Saxophonist Bernard Kym Jackson begeisterte neben seinem Saxophonspiel außerdem mit Gesangs-, Rap- und Tanzeinlagen.
Nach zwei Shows im kleineren „Montreux Jazz Club“ als Topact und zwei Support-Konzerten im großen Stravinski-Auditorium sollte bald die Zeit gekommen sein, das Ausnahmetalent mit Band im großen Saal in einem der nächsten Jahre als Topact in voller Konzertlänge zu präsentieren - es würde mit Sicherheit ein denkwürdiger Abend werden – diesen Ritterschlag hätte sich Trombone Shorty redlich verdient.
Autor:Jens Vollmer aus Wochenblatt Kaiserslautern |
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