45. Sitzung der Regionalkonferenz der TRK
Grenke: “Trotz geschäftlicher Einbußen kaum Kritik an Sanktionen”
Die Regionalkonferenz der TechnologieRegion Karlsruhe hat sich auf Vorschlag von Oberbürgermeister Frank Mentrup der TRK-Resolution zur Ukraine ohne Gegenstimme angeschlossen. Die Regionalkonferenz verurteilt darin den völkerrechtswidrigen Überfall auf die Ukraine. Auf der 45. Sitzung im IHK Haus der Wirtschaft erklärten sich die Vertreterinnen und Vertreter der regionalen Institutionen und Unternehmen bereit, die Geflüchteten auf ihrem Weg in Arbeit und Ausbildung zu unterstützen.
IHK-Präsident Wolfgang Grenke und Vorsitzender der Regionalkonferenz bekräftigte: „Der Krieg bringt nicht nur den Menschen in der Ukraine unermessliches Leid, er erschüttert auch die deutsche Wirtschaft, die in vielfältiger Weise von den Folgen des Krieges betroffen ist. In der gesamten IHK-Organisation erhalten wir bestürzte Rückmeldungen der Unternehmen.“
Grenke wies auf die rund 2.000 deutsche Unternehmen mit insgesamt etwa 50.000 Mitarbeitenden hin, die im Kriegsgebiet aktiv waren. Er hob auch das große Engagement der deutschen und regionalen Unternehmen her-vor, die sich, gebündelt unter dem #WirtschaftHilft, stark für die aus der Ukraine fliehenden Menschen engagieren. „Auch wenn wir perspektivisch wieder wirtschaftlich zusammenarbeiten wollen, steht im Augenblick die Bewältigung der Not im Vordergrund. Zunächst geht es um Hilfe für das Nötigste und den Transit von der Grenze in eine sichere Unterkunft. Mittelfristig dürften aber auch Fragen nach Ausbildung, Beschäftigung und Kinderbetreuung eine große Rolle spielen.“
Der IHK-Präsident nannte Zahlen aus der jüngsten DIHK-Blitzumfrage: 3.700 Unternehmen aus allen Branchen und Regionen sehen sich 78 Prozent der Betriebe vom Krieg und seinen Folgen geschäftlich betroffen. „Doch trotz dieser schmerzlichen Einbußen hören wir kaum Kritik an den verhängten Sanktionen.“
Grenke begrüßte das Engagement der Bundesregierung, schnell Erleichterungen bei Aufenthaltsregelungen und Arbeitserlaubnis schaffen zu wollen. Im Übrigen zeige die aktuelle Situation die Notwendigkeit, dass „wir unsere Energiequellen stärker diversifizieren, um einzelne Abhängigkeiten zu reduzieren. Daraus folgen muss aber auch, dass die Energiepreise für die Unternehmen und Verbraucher bezahlbar bleiben, weil wir sonst in eine gefährliche Preisspirale geraten.“
Die Resolution appellierte zugleich an die Bevölkerung, den russischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern offen und freundschaftlich zu begegnen.
Rheinüberschreitende Verkehrsinfrastruktur
Michael Theurer, MdB, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Digitales und Verkehr und Beauftragter der Bundesregierung für den Schienenverkehr sprach sich, virtuell zugeschaltet, in Anbetracht des Völkermordes ebenfalls dafür aus, dass Deutschland in Abstimmung mit seinen Partnern alles tut, damit die Ukraine in die Lage versetzt wird, der Invasion standzuhalten. In diesem Zusammengang dankte er den IHK-Mitgliedsbetrieben für ihre großartige Unterstützung. Der Staat werde zwar einiges abfedern, aber Theurer appellierte auch an die Resilienzkräfte unserer Gesellschaft.
Ein wichtiges Anliegen war ihm außerdem der Ausbau umweltfreundlicher Transportformen. In diesem Zusammenhang nannte er die Einrichtung einer Beschleunigungskommission für Planungsverfahren und den verstärkten Einsatz des Schienenverkehrs.
Sein Ministerium habe im Übrigen ein großes Interesse an der Realisierung der beiden Rheinbrücken Rastatt/Hagenau und Kehl. Mentrup sprach die Machbarkeitsstudie an, die auf deutscher Seite vergleichsweise wenige Investitionen erfordere, aber eine erhebliche Summe auf französischer Seite. Theurer schlug vor, ei-nen Topf auf EU-Ebene zu nutzen und zeigte sich angesichts des „grenzüberschreitenden Willens“ zuversichtlich, die beiden „nicht zusammenpassenden Enden doch noch zusammenzubringen.“
Interkulturelle Zusammenarbeit
Um interkulturelle Zusammenarbeit im näheren Umfeld ging es bei der Vorstellung des Centre Culturel Franco-Allemand Karlsruhe durch die Direktorin Marlène Rigler. Für die Direktorin ist es der Brückenbau zwischen Deutschland und Frankreich und das europäische Denken, das „uns weiter voranbringen und am Ende den Frieden sichern wird“. Das Centre Culturel habe sich den interkulturelle Wissenstransfer auf die Fahnen geschrieben. „Wir sind ein Ort lebendigen kulturellen Austausches und ein kreativer Inkubator für neue Formate des Lernens und Wissens.“ Rigler wies vor allem auch auf die Vernetzung mit der Unternehmenswelt hin und auf die von ihrem Institut angebotenen interkulturellen Trainings für Menschen im Beruf - vom Azubi zum Unternehmer.
In seinem Bericht aus der TechnologieRegion hatte Geschäftsführer Jochen Ehlgötz eine „tolle Neuigkeit“ im Gepäck: „Wir sind weiter gewachsen und haben mit Nussbaum Medien und dem Systemhaus Bechtle zwei neue Gesellschafter im Boot.“ Aktuell wichtige Themen seien die Bioökonomisierung der Wirtschaft, weg von fossilen Rohstoffen hin zu biogenen Ausgangsstoffen wie Holz, Heu oder Gras. Als Weiterentwicklung des Welcome Centers in Sachen Willkommenskultur würden künftig Mentorinnen und Mentoren für neu in der Region angekommene Führungskräfte eingesetzt.
Die Verbindung zwischen Indien und Karlsruhe ist die Herzensangelegenheit von Iris Becker. Die Leiterin des Kooperationsbüros des Landes Baden-Württemberg in Maharashtra und des Office Karlsruhe in Pune, das seit 2014 existiert und später um das Büro des Landes und eine Hochschulkooperationsstelle ergänzt wurde, unter-stützt sowohl deutsche als auch indische Firmen beim gegenseitigen Markteintritt.
Mit der Aussage, IT-Fachkräfte aus Indien für die regionalen Firmen rekrutieren zu können, stieß sie bei den Mit-gliedern der Regionalkonferenz auf große Resonanz.
Autor:Claudia Nehm aus Karlsruhe |
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