Deutliche Ansage beim Sommerempfang
IHK Karlsruhe macht Tempo

IHK-Präsident bei seiner Rede | Foto: www.jowapress.de
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Karlsruhe/Baden-Baden. Bürokratie, Arbeitskräftemangel und Energie: Drei Leitthemen zogen sich durch den IHK-Sommerempfang im Kurhaus Baden-Baden. Ineinander verzahnt, das Eine durch das Andere bedingt und vom anderen belastet, tauchten die Themen bei allen Rednerinnen und Rednern, von Präsident Wolfgang Grenke über Wissensentertainerin und Moderatorin Kristina zur Mühlen, EnBW-Vorstandsvorsitzenden Andreas Schell und Dr. Andreas Krobjilowski, Sprecher der Geschäftsführung der MiRO, auf. Es ging um langjährige Genehmigungsverfahren mit tausenden von Seiten Papier, Arbeitskräftemangel auf beiden Seiten des Schreibtisches, Bürokratie, die wiederum verhindert, dass zusätzliche Arbeitskräfte aus dem Ausland schnell rekrutiert werden können und nicht zuletzt um den Ausbau der erneuerbaren Energien, der zu einem bürokratischen Hürdenlauf geworden ist.

Bürokratie stand schon in der Rede des IHK-Präsidenten im Mittelpunkt. Zwar habe die Politik in Corona-Zeiten gelernt, dass Dinge schneller geregelt werden müssen und dass man sich auf die IHK als Mittlerin zwischen Politik und Wirtschaft verlassen kann. Aber: „Was wir jetzt brauchen, ist größeres Tempo, auch bei Aktionen, wo kein unmittelbarer lebensbedrohlicher Druck besteht. Der Klimawandel braucht dringend und zwingend Gegenmaßnahmen, der Ausbau der erneuerbaren Energie kommt nicht schnell genug voran. Wir könnten das, aber stehen uns oft selbst im Weg, sobald wir Tempo zulegen sollten.“

Als größte Gefahr für die deutsche Wirtschaft nannte Grenke den Arbeitskräftemangel. „Die IHK setzt sich zwar auf vielen Ebenen für Qualifizierung ein, doch „ohne Zuwanderung aus dem Ausland werden die Lücken auf dem Arbeitsmarkt nicht zu schließen sein.“

Was die Bürokratie betrifft, wirken die aktuellen Krisen laut Grenke wie ein Brennglas: „Sie verstärken die Effekte. Wo ein schneller Brennstoffwechsel den Unternehmen das (Über-)leben erleichtern sollte, wartet zunächst ein langes Genehmigungsverfahren.“

Mit ihren zehn Tempo-Thesen will die IHK-Organisation vor allem eines erreichen: „Statt kompliziert und umständlich und widersprüchlich, sollte der neue Deutschland-Standard sein: Einfach, schnell und innovativ.“

Der IHK-Präsident hat auch Beispiele mitgebracht: Schneller werden durch Digitalisierung, durch Tatkraft statt eines Vermeidens von Risiken. Einmal Zugelassenes sollte nicht wieder neu beantragt werden müssen.

Wie viel Unterstützung die IHK in ihrem Einsatz für die Anliegen der Wirtschaft aus der Wirtschaft selbst erhält, betonte Hauptgeschäftsführer Dr. Rudolph mit einem ganz besonderen Dank an das Ehrenamt, das er „seine Herzensangelegenheit“ nannte. Seine Tour durch die Region begeistert nicht nur die Unternehmerinnen und Unternehmer, sondern macht auch ihm selbst große Freude.

„Wie gestaltet Ihr Unternehmen die Energiewende?“
Mit dieser Frage begann zur Mühlen den Talk mit den beiden Vorständen von MiRO und EnBW. Eingangs sprach sie einen Appell an die Gesellschaft insgesamt aus: „Wir müssen den Menschen die Angst vor Veränderung nehmen. Ohne Veränderung kein Fortschritt.“

Andreas Schell will die Energiewende vor allem nachhaltig und bezahlbar gestalten und auch ihm ist wichtig, die Menschen mitzunehmen. Triathlet Schell vergleicht die Energiewende mit seiner Lieblingssportart: „Man braucht Ausdauer und muss mit Rückschlägen umgehen können.“

Eine Gefahr sieht er darin, allein auf Sonne und Wind zu setzen. Es gäbe Tage, an denen weder die Sonne scheint noch der Wind weht, auch dafür müsste man gewappnet sein, zunächst mit Gaskraftwerken, später mit Wasserstoff. Hier sei ein Ausbau der Stromtrassen und Verteilernetze nötig.

Gerade beim Wasserstoff bedauert Krobjilowski, dass Baden-Württemberg erst so spät ans Netz angeschlossen wird. Was das Thema E-Fuels betrifft, glaubt der MiRO-Chef fest daran, dass das Bedürfnis der Menschen nach Mobilität auch in Zukunft berücksichtigt werden müsse. E-Fuels könnten zwar nicht alle Bedürfnisse befriedigen, aber sie seien doch wahrscheinlich mehr als nur eine Brückentechnologie.

EnBW-Vorstand Schell würde an dieser Stelle „den „Markt entscheiden lassen.“ Für ihn ist die Akzeptanz in der Bevölkerung entscheidend. Was die Ziele betrifft, sei man sich zwar meist einig, aber es gäbe seiner Ansicht nach eine Diskrepanz sobald das eigene Leben betroffen sei.

Mit Zahlenspielen und dem von ihm in Corona-Zeiten geprägten Begriff des „Lachkräftemangels“ begann Gunzi Heil seinen „Vortrag“: Er zitierte Schell, der den Kohleausstieg seines Unternehmens ganz präzise auf in fünf Jahren, fünf Monaten und 20 Tagen prognostiziert. Andere Zahlen: 14 Jahre ist IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Arne Rudolph bei der IHK, sechs Monate im Amt des Hauptgeschäftsführers, 50 Jahre ist die Fusion der Kammern Baden-Baden und Karlsruhe her. Heil verband alle genannten Zahlen in einer erstaunlichen Rechenakrobatik zur Postleitzahl von Baden-Baden.

Die Themen gipfelten schließlich im nicht nur rednerischen Feuerwerk von Musikkabarettist Gunzi Heil, der gemeinsam mit IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Arne Rudolph die TechnologieRegion Karlsruhe zum Strahlen brachte. Heil hatte den Tisch im Kurhaus für eine mit Zündschnur vernetzte 3D-Städteinstallation zweckentfremdet, die in einem eindrucksvollen Tischfeuerwerk zum Schlusspunkt wurde.

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Autor:

Jo Wagner

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