Zootier des Jahres
Fokus auf bedrohten Tieren: Aras in Gefahr
Landau. „Fell, Feder, Schuppen“ heißt das Prinzip, nach der die Zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz (ZGAP) das „Zootier des Jahres“ aussucht. Säugetier, Vogel und Reptil werden abwechselnd in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt. Aras, stark bedrohte Papageien aus Südamerika, stehen in diesem Jahr im Mittelpunkt. Auch im Zoo Landau ist eine Araart, der Blaukehlara, zu Hause.
von Katharina Schmitt
Seit 1904 gehört der geschichtsträchtige Zoo zum Stadtbild und ist die Heimat von fast 1.000 Tieren. Der wissenschaftlich geleitete Zoo wird bereits seit 2000 von Dr. Jens-Ove Heckel geführt. Er ist in „seinem Zoo“ nicht nur Zoodirektor, sondern auch der leitende Tierarzt. Der 57-Jährige ist außerdem seit über zehn Jahren Vorsitzender der ZGAP. Heckel erklärt die Entstehung der „Zootier des Jahres“-Kampagne, die aktuelle „Fokusart“ und was alles hinter dieser Aktion steckt.
2016 startete das Zootier des Jahres mit dem Leoparden, auf ihn folgten Kakadu, Scharnier-Schildkröte, Gibbon, Beo, Krokodil, Pustelschwein und zuletzt der Ara. Das Ziel, dass sich Kollegen um Heckel setzten, war, „die Artenschutzarbeit in Zoos besser in die Öffentlichkeit zu bringen.“ Heckel erinnert sich schmunzelnd zurück: „Aus einem Kneipengespräch entspann sich die Idee.“
Wichtig ist den Beteiligten, die Aufmerksamkeit nicht nur auf die eher bekannten bedrohten Tiere zu lenken. Stattdessen liegt der Schwerpunkt auf den hochbedrohten und gleichzeitig weniger bekannten Tierarten. Zoos können die Aktion als Platin-, Bronze-, Silber- oder Gold-Förderer unterstützen und erhalten ein „geschnürtes Paket“ an einfach umsetzbaren Werbemitteln wie Plakate, Aufkleber und Pressemitteilungen.
„Außerdem geht es darum, für mindestens zwei bis drei Projekte Gelder zu generieren“, erklärt der Zoodirektor. Denn jedes Projekt hat einen Finanzierungsbedarf. In der Regel seien es langfristige Projekte, für die die Gelder verwendet werden. Die Ergebnisse aus den bisherigen Kampagnen konnten bereits vieles bewirken.
Nicht nur Aufmerksamkeit
Wichtig ist hierbei, dass die jeweils auf ein Jahr angelegte Kampagne nicht nur Publicity erzeugt. Heckel betont: „Wichtig ist, dass es nachhaltig etwas bewirkt.“ Um die 160 bis 180 Tausend Euro können in einem Jahr für eine bedrohte Tierart und die damit verbundenen nachhaltigen Projekte zusammenkommen. Umgesetzte Projekte können entweder Maßnahmen sein, die zum Lebensraumschutz der Fokustierarten vor Ort beitragen oder sie dienen der Forschung. „Nur zu denken, es geht der Art schlecht, ist nicht ausreichend. Warum geht es ihr schlecht? Wo sind Ansätze, dass wir die Tierart effektiv schützen können?“, erklärt Heckel die Notwendigkeit eines soliden Wissenstands.
Manchmal sind es aber auch konkrete Unterstützungsmöglichkeiten, wie für die Projekte vor Ort Beförderungsmittel für die Freilandarbeit anzuschaffen, oder bauliche Maßnahmen und qualifiziertes Personal für Auffangstationen, falls man Tiere vor Ort in menschliche Obhut bringen muss. Es zeigt: Das Spektrum der notwendigen Maßnahmen ist hierbei sehr breit.
Fehlende Nistmöglichkeiten
Aras sind in Südamerika zu Hause. In ihrer Heimat werden große Bäume abgeholzt und nehmen den Tieren so die Nistmöglichkeiten. Hier versuchen die Projekte anzusetzen: Künstliche Nisthilfen für die bedrohten Vögel anbieten. Doch auch das klingt auf dem Papier einfacher, als es ist. Die Nisthilfen für Aras dürfen nicht von potenziellen Fressfeinden heimgesucht werden. Darüber hinaus wird Personal benötigt, dass die Nisthilfen baut, aufhängt und beobachtet.
Eine wichtige Perspektive hierbei sei es, Wilderern eine alternative Einkommensquelle zu bieten. „Aus Wilderern einen Artenschützer zu machen ist das Ideal“, erklärt Heckel den Ansatz und fährt fort, „einfach Projekte umsetzen und mit erhobenem Zeigefinger auf andere Länder zu zeigen, ist keine Lösung. Die lokale Bevölkerung, Wissenschaftler und Artenschützer vor Ort müssen integriert werden.“ Der Lebensraumverlust, die direkte Verjagung und jetzt die Seuchenausbrüche gefährden und vernichten Wildtierbestände.
Im Zoo Landau kann eine bedrohte Araart aus der Nähe betrachtet werden. Auch das Zootier des Jahres 2022 ist in Landau zu sehen. Die Pustelschweine und ihre Bedrohung durch die afrikanische Schweinepest sind nach wie vor allgegenwärtig. Mit den Geldern wurde zum Beispiel in den Ursprungsländern Gehege eingerichtet, in dem jetzt Erhaltungszuchtgruppen von diesen betreffenden Schweinearten untergebracht werden können. Der Lebensraumverlust, die direkte Verjagung und jetzt die Seuchenausbrüche gefährden und vernichten Wildtierbestände.
Die Gefahr, dass manche Maßnahmen scheitern, ist immer gegeben. Aber Nichtstun ist das Allerschlechteste“, ist sich Heckel sicher.
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Autor:Katharina Wirth aus Herxheim |
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