Fragen und Antworten zur Situation der Ukraine-Flüchtlinge in Landau

Bei der Stadt Landau freut man sich über die Hilfsbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger | Foto: Stadt Landau
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Landau. Der Krieg in der Ukraine dauert nun schon fast zwei Monate an. Hunderttausende Menschen sind in dieser Zeit nach Deutschland und somit zahlreiche auch nach Landau geflüchtet. Wie sich die Situation aktuell entwickelt, hat Sandra Diehl, Pressesprecherin der Stadt Landau erläutert.

Von Tim Altschuck

???: Wie viele Flüchtlinge aus der Ukraine sind zurzeit in Landau?
Aktuell befinden sich rund 140 vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtete Menschen in Landau. Diese Zahl ist deswegen nicht ganz so aussagekräftig, weil sich die Ukrainerinnen und Ukrainer bei uns nicht registrieren müssen. Viele kommen an und kommen dann privat unter. Wir bitten aber ganz dringend darum, dass die Menschen sich bei unserer Ausländerbehörde in der Klaus-von-Klitzing-Straße registrieren. Dann wissen wir, wer vielleicht in Zukunft Unterstützung braucht. Das hilft uns beim Planen und beim Bewältigen dieser großen Aufgabe.

???: Wo konnte man die Menschen unterbringen?
Der überwiegende Teil der Menschen ist nach wie vor privat untergebracht. Wir rechnen aber mit der Aufnahme von etwa 750 Kriegsgeflüchteten in unserer Stadt, daher sind wir seit Kriegsbeginn damit beschäftigt, Wohnraum zu schaffen. Das geschieht zunächst dezentral, weil sich das auch beim großen Zuzug von Geflüchteten im Jahr 2015 bewährt hat. Das heißt auf die Einrichtung von Container-Unterkünften oder anderen zentralen Notunterkünften wird vorerst verzichtet. Aber: Sollte die Zahl der Menschen, die Zuflucht in Landau suchen, tatsächlich weiter stark steigen, dann müssen wir auch diese Optionen in Betracht ziehen. Die Vorbereitungen wurden entsprechend getroffen. Vorerst setzen wir aber auf angemietete Wohnungen. Uns wurden 128 Wohnungen angeboten. Dafür unser herzlicher Dank! Außerdem haben wir das frühere Hotel Kurpfalz ertüchtigt und prüfen den Umbau von gewerblichen Immobilien.

???: Welche Probleme und Herausforderungen gab es im Vergleich zur Flüchtlingsproblematik 2015? Andere Kommunen teilten mit, dass es im Vergleich zu 2015 viel schneller ging.
Das können wir so bestätigen. Was besonders ist, ist auch, dass die allermeisten der Menschen, durch private Initiativen in die Stadt gekommen sind. Zuteilungen durch das Land sind erst sehr wenige erfolgt. Aber: Bereits 2015 bestand ein gutes Netzwerk im Bereich Ehrenamt und Integration/Migration, das in den zurückliegenden Jahren auch kontinuierlich gepflegt wurde. Auch in der aktuellen Situation hat sich dieses Netzwerk wieder bewährt. Die Ansprechpartner sind bekannt und vernetzt, sodass für Probleme und offene Fragen schnell Lösungen gefunden werden können.

"Sensationell große" Hilfsbereitschaft in Landau

???: Wie groß war oder ist die Hilfsbereitschaft der Landauer Bürgerinnen und Bürger?
Sensationell groß! Uns wurden auf unseren Aufruf hin zahlreiche Wohnungen angeboten, viele auch deutlich unter dem Marktpreis. Viele Landauer haben auch selbst Geflüchtete bei sich aufgenommen. Auch Sachspenden gab und gibt es jede Menge.

???: Was kann man aktuell tun, um zu helfen?
Um die Hilfsangebote zu kanalisieren, haben wir auf der städtischen Engagement-Plattform unter www.hilfe.engagement-landau.de ein Ukraine-Hilfsportal erstellt. Die eingehenden Hilfsangebote, etwa Kleiderspenden, Hausaufgabenhilfe, werden ins Ukrainische übersetzt, damit die Hilfesuchenden direkt mit den Hilfegebenden in Kontakt treten können. Was auch weiter gesucht wird, sind Möbel für die Wohnungen, die wir für die Menschen anmieten. Diese Angebote sollten ebenfalls in das Hilfsportal eingestellt werden.

???: Was geschieht mit den Kindern? Gehen diese zur Schule oder werden sie betreut?
Über 30 Kinder gehen bereits in Landauer Schulen. Da gilt unser Dank den Schulleitungen und Lehrkräften, mit denen wir in ständigem Kontakt sind. Wir haben gemeinsam auch eine Aufnahmekommission für die weiterführenden Schulen gegründet, damit wir für jedes Kind die passende Schule finden und nicht eine Schule über Gebühr belastet wird. Außerdem gibt es das bekannte Netz an sozialen Leistungen und Angeboten in unserer Stadt, das sich um Familien kümmert, von städtischer Seite etwa das Jugendamt mit unserer Jugendförderung und der Schulsozialarbeit sowie das Sozialamt.

???: Klar, die Situation ist nach wie vor unübersichtlich und nicht vorhersehbar, aber: Gibt es einen Fahrplan, wie es weitergehen soll?
Das ist in der Tat schwer zu beantworten. Wie gesagt, wir rechnen damit, dass bis zu 750 Menschen bei uns Zuflucht suchen. Das ist eine große Herausforderung, der wir aber, davon sind wir überzeugt, gewachsen sind. Dankenswerterweise bilden sich auch viele Initiativen, die bei der Ankunft der Menschen unterstützen möchten, etwa im Haus am Westbahnhof in Kooperation mit unserer städtischen Ehrenamtsbeauftragten Angelika Kemmler. Dafür sind wir sehr dankbar. Deswegen blicken wir auch optimistisch in die Zukunft.

???: Wie ist die Situation mitgebrachter Haustiere?
Bei uns in Landau ist das noch kein so ganz großes Thema. Aber in Notunterkünften und auch in manchen angemieteten Wohnungen sind keine Haustiere erlaubt. Deswegen haben wir jetzt schon dazu aufgerufen, dass sich Pflegestellen für Haustiere bei uns melden. Das geht auch auf www.hilfe.engagement-landau.de.

???: Wer koordiniert die Aktionen vonseiten der Stadt Landau? Welche Aufgaben blieben dadurch vorerst liegen?
Federführend sind das Sozialamt, das Gebäudemanagement und das Ordnungsamt mit seiner Ausländerbehörde. Der Stadtvorstand tagt regelmäßig unter dem Vorsitz von OB Hirsch, um gemeinsam die besten Lösungen zu erarbeiten. Die Aufnahme von Geflüchteten wird bei uns also dezernats-, ämter- und abteilungsübergreifend betreut. Konkrete Aufgaben, die deswegen liegen bleiben, gibt es nicht. Natürlich ist klar, dass hier und da andere Aufgaben nicht sofort erledigt werden können. Zumal wir ja auch noch die Corona-Pandemie und deren Auswirkungen zu „beackern“ haben. Da bitten wir um Verständnis.

Gemeinsam für den Frieden

Kommentar von Tim Altschuck

Beinahe zwei Monate dauert der Krieg in der Ukraine schon an. Zwei Monate, in denen unsägliches Leid über die Bevölkerung gebracht wurde und zwei Monate, die die Welt den Atem anhalten lassen. Die Folgen dieses Krieges sind auch bei uns von Beginn an spürbar und es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation in nächster Zeit entwickelt. In den vergangenen Tagen kamen weitere schlimme Nachrichten hinzu: In Kiews Vororten scheint es, als ob beim Rückzug russischer Truppen wahllos Zivilisten erschossen wurden. Die Bilder lassen uns schockiert und sprachlos zurück.

Umso mehr sollten wir Demokratie und Frieden wertschätzen, die wir hier schon seit Ende des Zweiten Weltkrieges genießen können. Lassen Sie uns zusammenstehen und zeigen, dass diese Demokratie unverwundbar ist. Machen auch Sie mit und unterstützen Sie Menschen, denen es zurzeit nicht gut geht. Wenn jeder verinnerlicht, welche Folgen Hass und Hetze haben, ist ein großer Schritt getan. Nur wenn wir als Gesellschaft zusammenstehen, können wir auch schwierige Zeiten überstehen, ganz sicher.

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Autor:

Tim Altschuck aus Kaiserslautern

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