Online-Adventskalender Türchen 15: Tierheim Maria Höffner in Landau
Online-Adventskalender 2022. Im Wochenblatt-Adventskalender 2022 dreht sich alles rund um das Thema Ehrenamt. So auch beim 15. Türchen. Heute geht es um das Tierheim Maria Höffner in Landau. Auch hier gibt es wieder etwas zu gewinnen.
Landau. Masche für Masche: Mit Häkelwerkzeug und der Katze Vanni fing alles an. Ute Reinmann begann als Katzenschmuserin ihre ehrenamtliche Tätigkeit vor sieben Jahren im Tierheim Landau.
von Katharina Schmitt
Vanni, eine Persermischkatze, war das erste Tierheim-Tier, mit dem Ute Reinmann in Berührung kam. Doch als Vanni ihr neues Zuhause im Tierheim fand, war sie total verängstigt. Reinmann nahm sich ihr Häkelwerkzeug und setzte sich ins Zimmer zu der Katze. Das Fauchen der Katze konnte die Katzenkennerin nicht abschrecken. Sie kam jede Woche zwei Mal ein bis eineinhalb Stunden und leistete der Katze Gesellschaft. Nach wochenlanger Präsenz taute die Katze langsam auf, bis sie schließlich auf Reinmanns Schoß landete.
Diese und viele weitere Geschichten schreibt das Tierheim. Das Tierheim in Landau gehört zum Verein Tierschutz Südpfalz e.V. und ist ein vergleichsweise kleines Tierheim. Durchschnittlich 20 Hunde, 30 Katzen und fünf bis 15 Kleintiere leben auf dem Gelände des Tierheims. Der feste Stamm des Personals umfasst die vier festangestellten Pfleger, eine Hundetrainerin in Teilzeit und zwei Aushilfen beispielsweise für Putzarbeiten.
Das Team wird ergänzt von einer Reihe an Ehrenamtlichen, wovon einige unregelmäßig erscheinen und andere regelmäßig. Letztere sind ungefähr zehn Gassigeher und 15 bis 20 Katzenschmuser. Auch in der Nachkontrolle und für Putz- und Gartenarbeiten sind ehrenamtliche Helfer tätig.
Als Katzenschmuserin angefangen
Ute Reinmann begann als Katzenschmuserin und ist mittlerweile in vielen Bereichen des Tierheims tätig. Sie ist "Gassigeherin", also geht mit den Hunden des Tierheims Gassi, und macht durch ihr handwerkliches Geschick viele anfallende Arbeiten. Für Feste wie das Sommerfest oder die Tierweihnacht dekoriert und organisiert sie. Und wie es im Ehrenamt oft üblich ist, landete auch sie in Bereichen, in denen sie zuvor gar nicht geplant hatte, tätig zu sein: Als Beisitzerin ist sie Teil des Vorstands, der den Verein Tierschutz Südpfalz e. V. führt. Ein besonders wichtiger Arbeitsbereich ist die Koordination der Nachkontrollen, den Reinmann unter sich hat.
Unverständnis von Helfern
Das Engagement im Tierheim hat nicht nur schöne Seiten. Zur Arbeit im Tierheim gehört vor allem die Alltagsarbeit rund um das Putzen der Zwinger und Zimmer der Tiere. Missverständnisse gibt es zum Teil bei interessierten ehrenamtlichen Helfern. "Manche wollen die Hunde trainieren und waren dann echauffiert, dass das nicht geht", berichtet Reinmann über wütende Besucher des Tierheims, "andere nehmen das Sicherheitsgeschirr ab, wenn sie mit den Hunden Gassi gehen." Natürlich wird zum Training der Hunde mehr als nur Interesse benötigt, weswegen eine Hundetrainerin dafür angestellt ist. Bei zweiterem kommt der Versicherungsaspekt hinzu: Das Geschirr und der Maulkorb sind nicht optional; sie sind Pflicht.
Dennoch stoßt Reinmann zuweilen auf Unverständnis, wenn sie das erklärt und der Hund nicht von der Leine gelassen werden darf. Bei den Katzen wollen viele zu den "Kitten", den süßen Katzenjungen. Das ist zwar nachvollziehbar, aber nicht umsetzbar. Die Kitten benötigen erst Impfungen und sind in dieser Zeit in Quarantäne.
Emotionale Belastung
Die Belastung ist nicht nur körperlich. "Man ist bei Wind und Wetter draußen. Das kann auch hart sein. Gerade auch psychisch ist es nicht immer einfach. Es gibt hier viele Emotionen, die man verkraften muss.", betont Reinmann.
Als Beispiel nennt sie ein Erlebnis aus dem September 2021: Ein Lieferwagen mit fünf Dackelhündinnen, einem Dackelrüden und zwei Spitzwelpen fuhr von Ungarn nach England; die Dackeldamen hochschwanger. "Trächtige Hunde dürfen eigentlich nicht transportiert werden.", erklärt Reinmann die Problematik. In einem dunklen Lieferwagen eingepfercht sollten die Hunde nach England gebracht werden, um dort günstig verkauft zu werden.
Die Tiere wurden auf einem Rastplatz beschlagnahmt, bis auf ein Hündin wurden alle ins Tierheim Landau gebracht. Die Dackelhündinnen gebaren kurz nach ihrer Ankunft 21 Welpen. "Die Dackel waren sehr ängstlich, aufgrund dessen was sie erlebt haben", erinnert sich Reinmann an den Zustand der Neuankömmlinge, "sie erstarrten bei der Nähe einer Hand." Die Pfleger setzten sich stundenlang zu den Hunden.
"Jeder Mensch, der aus dem Kofferraum einen Hund "rettet" ist mitschuldig!"
Bei dieser Erinnerung wird Reinmann emotional: "Jeder Mensch, der aus dem Kofferraum einen Hund ,rettet' ist mitschuldig!" Bei solchen illegalen Transporten werden die Welpen häufig krank. "Der Egoismus der Menschen ist grenzenlos, sie wollen einfach nur Billigware.", ärgert sich Ute Reinmann über dieses Phänomen der Welpentransporte. Die Hunde werden nur zum "Produzieren" genutzt, die Welpen werden viel zu früh der Mutter weggenommen. Diese Qualzucht führt zu Allergien, Unverträglichkeiten und Krankheiten.
Entschädigung und Glücksmomente
"Ich weine bei jedem [Hund], der geht."
Erlebnisse wie dieses sind kein Einzelfall. Das sei für die Mitarbeiter des Tierheims psychisch und seelisch sehr anstrengend. "Es gibt sehr viel Gutes, aber man muss es eben auch verkraften können", fasst Reinmann die Belastung im Tierheim zusammen. Auf die Frage, ob sie denn nicht traurig sei, wenn die Tiere weggehen, muss sie schmunzeln: "Ich weine bei jedem, der geht. Trotzdem freue ich mich für jedes Tier."
Schön sei es, wenn die Tiere in ein tolles neues Zuhause übergeben werden können und sie mit ihren neuen Besitzern zu Besuch kommen. Reimann bestätigt lächelnd: "Es entschädigt, wenn man sieht wie glücklich sie zusammen sind. Das sind Glücksmomente, die erinnern, wieso es sich lohnt, das alles zu machen."
Tierische Tafel
Ein weiterer Teil des Engagements des Tierheims betrifft die Tiertafel. Sie funktioniert über Berechtigungsscheine und Ausweise, ähnlich wie die richtige Tafel. Jeden ersten Sonntag im Monat zwischen zwölf und 13 Uhr. Dadurch kann das Tierheim zehn bis 20 Haushalte versorgen. Dafür benötigt das Tierheim Futterspenden.
Meistens seien hier die gleichen Tierhalter, die das Angebot nutzen. "Einmal sah ich eine ältere Dame, die etwas abseits stand; es war ihr sichtlich unangenehm, hier zu sein", erinnert sich Reinmann an eine Frau. Sie sprach sie an, die Dame erzählte ihr, dass sie im Job krank wurde und ihre Minirente nicht ausreiche, aber sie ihren Hund unbedingt behalten möchte. Sie bedankte sich für das Angebot unter anderem mit Plätzchen. Auch wenn das nicht notwendig war, freute sich Reinmann über die Geste und solche "herzerwärmenden Momente".
"Wir sind kein Zoo"
Während der Coronapandemie gab es einen Anfragenboom. "Wir arbeiteten in der Vermittlung und den Gesprächen dazu jedoch genauso gewissenhaft, wenn nicht noch gewissenhafter als vorher", merkt Reinmann an. Die Gefahr, dass sich viele nur ein Tier wegen der Corona-Jahre anschaffen wollten, war da und ließ Vorsicht walten. Noch während den Corona-Jahren wollten viele ihre Hunde wieder abgeben, weil sie nicht mit ihnen zurecht kommen.
Vermittlungsgespräche sind besonders wichtig. "Der ein oder andere Besucher kommt mit seinem Kind und will ,Hunde gucken gehen'", beschreibt Reinmann das falsche Bild vom Tierheim, "doch wir sind kein Zoo." Bessere Gespräche sind solche, bei denen sich zuvor Gedanken gemacht wurde. Dies kann bei Terminen erreicht werden.
Keine Geschenke
Mit Tieren geht jedoch eine große Verantwortung einher. Dass sich dieser bewusst gemacht wird, ist für die Vermittlung eine notwendige Bedingung. Gerade um Tieren als Weihnachtsgeschenk vorzubeugen, stoppt das Tierheim im Dezember die Vermittlung. Wer wirklich interessiert ist, darf im neuen Jahr wieder kommen. "Es ist egal, von wo das Tier kommt, Tiere sind keine Geschenke.", unterstreicht Reinmann. In Anbetracht der Dackel bittet Reinmann eindringlich, "Tiere nicht von irgendwelchen dubiosen Plattformen zu kaufen" - auch nach Weihnachten nicht.
Wie kann ich helfen?
Das Tierheim Maria Höffner in Landau freut sich über jeden Freiwilligen, der ehrenamtlich das Tierheim unterstützen möchte. Darüber hinaus ist das Tierheim auf Spenden angewiesen. Diese sind auf viele Weisen möglich.
Aktuell hat das Tierheim, passend zur Weihnachtszeit, ein Wunschbänkchen vor dem Tierheim aufgestellt. Das Wunschbänkchen wird bis Weihnachten immer wieder nachgefüllt.
Neben Futterspenden gibt es viele weitere Spendenmöglichkeiten auf der Homepage des Tierheims. Auf Facebook hält das Tierheim auf dem Laufenden und stellt unter anderem unterschiedliche tierische Bewohner vor. Patenschaften, ein monatlich, freiwilliger Betrag für ein Wunschtier, aber auch allgemeine Patenschaften und Mitgliedschaften im Verein Südpfalz sind immer gesucht.
Für Gartenarbeiten und einige handwerkliche Kleinigkeiten, die im Tierheim-Alltag anfallen, sucht das Tierheim aktuell einen ehrenamtlichen, tierlieben Hausmeister. Die Tätigkeit bezieht sich dabei auf ein- bis zweimal die Woche. Melden können sich Interessierte hierfür beispielsweise per E-Mail an info@tierheim-landau.de.
Kommentar: Tierschutz vor Ort stärken!
von Katharina Schmitt
Wer sich am Welpenhandel beteiligt oder einen Hund aus diesem illegalen Transport kauft, ist mitschuldig, meint Ute Reinmann vom Tierheim Landau. Und damit hat sie zu 100 Prozent recht.
Die Fabriken für Hundewelpen nutzen die Hündinnen als „Gebärmaschinen“, die Deckrüden werden misshandelt, die Welpen zu früh von der Mutter getrennt. Die Folge sind meistens massive Verhaltensprobleme der Hunde bis hin ins Erwachsenenalter. Die Transporte selbst schwächen die Tiere, sie werden krank.
Umso unverständlicher, wieso man sich durch den Preis blenden lässt und dies mit einem Kauf, auch wenn dieser gut gemeint ist, unterstützt. Stattdessen sollte der Tierschutz vor Ort gestärkt werden. Unseren Vereinen und Tierheimen sollte unsere Unterstützung gelten.
Auch vor zwei Jahren haben wir in unserem Adventskalender bereits darauf aufmerksam gemacht, Tiere bitte nicht zu verschenken:
Adventskalender Türchen 15: Mitmachen und gewinnen
Auch heute öffnet sich auf wochenblatt-reporter.de wieder ein Adventskalender-Türchen. Dahinter stecken fünf Exemplare des Kriminalromans "Elwenfels 2" von Britta und Chako Habekost. In diesem Regionalkrimi kehrt Carlos Herb, Privatdetektiv aus Hamburg, zurück an seinen Sehnsuchtsort Elwenfels in der Pfalz. Doch seine Ankunft steht unter keinem guten Stern: In Elwenfels hat sich ein Mord ereignet. Der Täter scheint zwar schnell gefunden, aber Carlos glaubt, dass die Wahrheit viel grausamer ist.
Teilnahmebedingungen: Bitte beachten Sie unsere besonderen Teilnahmebedingungen für Gewinnspiele unter www.wochenblatt-reporter.de/agb
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Autor:Katharina Wirth aus Herxheim |
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