Schimmernde Poesie
Daniil Trifonov und die Mannheimer Philharmoniker

Foto: Dario Acosta

In einer Atmosphäre gespannter Erwartung füllte sich am Sonntagabend der Musensaal des Mannheimer Rosengartens, wo die Mannheimer Philharmoniker unter der Leitung von Boian Videnoff zu ihrem dritten Orchesterkonzert luden. An ihrer Seite trat mit Daniil Trifonov ein Pianist auf, dessen Name längst zum Synonym für technische Brillanz und interpretatorische Kühnheit geworden ist. Gemeinsam widmeten sie sich zunächst Schumanns Klavierkonzert in a-Moll, op. 54, bevor nach der Pause Brahms’ zweite Sinfonie erklang.

Schon in den ersten Takten des Schumann-Konzerts war eine faszinierende Spannung zwischen grober Mächtigkeit und sanfter Zurückhaltung zu spüren. Trifonov ließ sein Instrument zu Beginn regelrecht aufbranden, jedoch ohne jedes überbordende Pathos. Vielmehr wirkte sein Spiel stellenweise beinahe sachlich und trocken, was der romantischen Schwärmerei ungewohnt entgegentrat – und doch auf einzigartige Weise bezauberte. Während das Orchester die sanften Farbwechsel vollführte, hielt der Solist zunächst an seinem ungeschönten Ton fest und kreierte damit Momente von kantiger Schönheit. Doch immer wieder blitzten zwischen den Tasten zarte, fast hauchfeine Passagen auf, die ein subtiles Wechselspiel mit den zurückhaltenden Linien der Streicher eingingen. Diese ambivalente Mischung aus Strenge und schimmernder Poesie ließ Schumanns Konzert in neuem Licht erstrahlen.

Im zweiten Satz offenbarte sich sodann eine verwandelte Leichtigkeit: Mit einem beinahe kindlichen Spieltrieb wirkte Trifonov, als entdeckte er jede Note zum ersten Mal. Ein amüsiertes Lächeln umspielte sein Gesicht, während das Orchester diese verspielte Stimmung aufgriff und in ein anmutiges Miteinander verwandelte. Immer wieder changierte die Musik zwischen zartem Frohsinn und unterschwelliger Melancholie, beinahe albern – jedoch stets im besten Sinne, von feiner Ironie und frei von Übermut getragen. Das Finale schließlich, im dritten Satz, entfachte ein wahres Feuerwerk: Ein sportliches, entschlossenes Tempo gab den Rahmen, in dem sich grandiose Ausbrüche mal wuchtig, mal tänzerisch entfalteten. Dirigent und Solist wirkten nun wie mit unsichtbaren Fäden verbunden, jeder Akzent war meisterhaft abgestimmt. So fand Schumanns Konzert zu einem strahlenden, runden Abschluss.

Nach der Pause entführte Boian Videnoff das Publikum in die Klangwelt von Brahms’ zweiter Sinfonie – ein Werk, das trotz seiner vermeintlich pastoralen Leichtigkeit auch von innerer Dramatik erfüllt ist. Erstaunlich, wie kraftvoll die Mannheimer Philharmoniker trotz ihrer schlanken Besetzung klangen: Videnoff gelang es, in den Tuttipassagen eine überwältigende Klangfülle zu entfesseln, ohne jedoch die feinen Übergänge zu überdehnen. Vor allem im zweiten Satz offenbarte sich eine wundervoll tiefe Emotionalität: Die Bläser träumten in gedämpfter Harmonie, während die Streicher, besonders hervorzuheben sind hier die Bratschen und die Celli, einen sonoren Grund woben, der unter die Haut ging. Unwillkürlich tauchte man in eine Welt innerer Bilder ein.

Mit jedem weiteren Satz steigerte sich die Energie, bis der dritte Satz federnd und lebensfroh den Weg zum großen Finale ebnete. Hier zeigte sich das Orchester von seiner vitalsten Seite: Rhythmische Präzision und leuchtende Klangfarben kulminierten in einem glanzvollen Schlusspunkt. Und so fand ein Abend sein Ende, der in seiner spannungsreichen Bandbreite vom Reiz des Schumann-Konzerts bis zur strahlenden Wucht der Brahms-Sinfonie begeisterte – ein musikalisches Erleben, das mit innerer Zufriedenheit und Vorfreude auf das nächste Aufeinandertreffen mit den Mannheimer Philharmonikern in die neue Woche entließ.

Autor:

Marko Cirkovic aus Durlach

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