Fünf Mediziner aus Mexiko
Die Heimat verlassen, um hier Facharzt zu werden
Speyer. Am Montag war es soweit: Nach nur fünf Monaten Bewerbungs-, Auswahl- und Einreiseverfahren und einigen kleineren und größeren behördlichen Hürden begrüßte Dr. Wolfgang Schell, Vorstand der Krankenhaus-Stiftung der Niederbronner Schwestern, fünf junge Ärztinnen und Ärzte aus Mexico in der Aula des Sankt Vincentius Krankenhauses. Mit dabei: die Verantwortlichen der Bundesagentur für Arbeit aus Berlin und Ludwigshafen sowie deren Kooperationspartner IQ Netzwerk Rheinland-Pfalz und ProfeS Gesellschaft für Bildung und Kommunikation.
„Es ist ein toller Moment“, so Friederike Meyer-Belitz, Operative Koordinatorin bei der Bundesagentur für Arbeit, „wenn Arbeitgeber und Arbeitnehmer sich das erste Mal persönlich begegnen.“ Gemeinsam mit Doris Mohn, Regionalkoordinatorin Programm Specialized!, war sie vom ersten Gespräch in Mexiko bis zur Begrüßung in Speyer für das Projekt und deren Teilnehmer verantwortlich. Beide kennen die schwierigen Weiterbildungsmöglichkeiten für junge Ärzte in Mexiko und die teilweise aussichtslosen Karriereperspektiven. Von 40.000 gut ausgebildeten Medizinern, die sich mittels eines Auswahlexamens für eine Facharztausbildung in Mexiko bewerben, haben nur 7.000 Ärzte die Chance einen Platz zu bekommen. Eine Wahlmöglichkeit hinsichtlich der Fachrichtung gibt es dabei nicht. Auch die Arbeitsmarktchancen in Mexiko sind nur unzureichend. Ganz anders in Deutschland und in Rheinland-Pfalz. Vielen Kliniken fehlt es an Personal. Und Fachärzte werden dringend gesucht.
Die Krankenhaus-Stiftung der Niederbronner Schwestern, Träger der beiden Krankenhäuser und dreier Schulen, hat sich schon lange für die Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern aus dem medizinischen Bereich engagiert. Daher sei es nur folgerichtig, so Vorstand Dr. Wolfgang Schell in seiner Begrüßungsrede, dass das Programm „Specialized!“ im Krankenhaus Zum Guten Hirten in Ludwigshafen und im Sankt Vincentius Krankenhaus Speyer umgesetzt wird. Zwei Ärztinnen werden ihre Facharztweiterbildung in der Klinik für Geriatrie und Innere Medizin absolvieren, drei Medizinerinnen beziehungsweise Mediziner in der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin mit Weaning-Zentrum.
Das Programm der Bundesagentur für Arbeit "Specialized!" wird in enger Kooperation mit dem IQ Netzwerk Rheinland-Pfalz und ProfeS Gesellschaft für Bildung und Kommunikation durchgeführt, denn die durch das Programm gewonnenen Ärzte werden auf ihrem langen Weg zum Facharzt nicht allein gelassen. Vom Anerkennungsverfahren, bei der Beantragung des Visums, während der Qualifizierungsphase bis zur Approbation werden sie persönlich betreut und pädagogisch begleitet. Das Besondere in Speyer: Hier nehmen die jungen Mediziner parallel zum Hineinwachsen in den Krankenhausalltag zuerst an einem Berufssprachkurs über das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) teil und absolvieren nachfolgend bei ProfeS eine Qualifizierung zur Vorbereitung auf die medizinische Kenntnisprüfung.
In Speyer überraschten die jungen Mediziner allerdings mit einer persönlichen Vorstellung in fast perfektem Deutsch. Viele von ihnen haben bereits vor der Aufnahme in das Programm an der Universität oder bei einem früheren Au pair-Aufenthalt in Deutschland Deutsch gelernt. Alle Teilnehmer der Willkommensveranstaltung waren sich einig: Nur durch die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten – auch mit Hilfe der Deutschen Botschaft in Mexiko – war eine so kurzfristige und erfolgreiche Umsetzung des Programms möglich. „Es gehört viel Mut dazu, die Heimat zu verlassen und diesen langen Weg, der vor Ihnen liegt, auch zu gehen“, weiß Simone da Costa von ProfeS und versichert Arbeitnehmern und Arbeitgebern: „Wir sind auch weiterhin für Sie da!“
Das Programm „Specialized!“ der Bundesagentur für Arbeit führt interessierte Kliniken in Deutschland und internationale Humanmedizinerinnen und -mediziner passgenau zusammen und begleitet sie in allen Fragen der Vorbereitung. Aktuell wird „Specialized!“ zusammen mit Mexiko und Jordanien durchgeführt. Die Ärztinnen und Ärzte werden in enger Absprache mit den jeweiligen Herkunftsländern rekrutiert. Voraussetzung ist, dass in diesen Ländern gemäß den Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation WHO kein kritischer Mangel an medizinischem Personal sowie ein öffentliches Interesse an der Zusammenarbeit besteht. ab
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.