Omas gegen Rechts mischen sich auch in Speyer in den politischen Diskurs ein
Speyer. Sie sind dabei, wenn die AfD zur Wahlveranstaltung in die Stadthalle nach Speyer lädt. Sie stellen sich quer, wenn Antidemokraten zum Sturm aufs Hambacher Schloss in Neustadt blasen. Immer öfter gehen sie auf die Straße, erheben ihre Stimme gegen rechte Hetze. Und beweisen damit: Antifaschismus kennt kein Alter. Seit kurzem gibt es die Omas gegen Rechts auch in Speyer.
Martina Förster, Christine Huwe und Anne Philipp-Schaffartzik haben sich im Februar auf der großen Demo in Speyer gefunden. Die Drei eint das gemeinsame Ziel: Sie wollen sich für die Demokratie einsetzen und Rechtspopulisten keinen Raum geben. Für Anne Philipp-Schaffartzik ist es ein Wiedereinstieg in Sachen politischen Aktivismus'. In den 80er Jahren war sie in der Friedensbewegung aktiv, hat ihren Sohn bei Demos im Kinderwagen vor sich her geschoben, dann aufgrund familiärer und beruflicher Verpflichtungen lange pausiert. "Bei den Omas gegen Rechts bin ich richtig, da gehöre ich dazu", sagt die Frau aus Speyer.
Antifaschismus kennt kein Alter
Protest und Aktivismus - das wird oft der Jugend zugeschrieben. Doch das stimmt nur bedingt. Es sind vor allem die Älteren, die sich für Politik interessieren. Trotzdem werden einer aktivistischen Großmutter ganz besonders gerne Fragen gestellt, wie: Was treibt sie an, Zeit auf windigen Straßen zu verbringen, auf Demonstrationen Plakate hochzuhalten, sich gegen Aufmärsche von Rechten und Querdenkern zu stellen?
"Wenn meine Enkel mich später mal fragen, was ich gegen den Rechtsruck in der Gesellschaft getan habe, dann will ich sagen können: Ich bin dagegen auf die Straße gegangen", erklärt Anne Philipp-Schaffartzik. Einfach nichts tun, das ist nicht das Ding der drei Omas gegen Rechts. Christine Huwe aus Römerberg ist auch bei den Landauer Omas aktiv - und ist froh, jetzt auch in Speyer gleichgesinnte Frauen getroffen zu haben. "Wir suchen noch weitere Mitstreiterinnen", macht sie klar. Zum Beispiel für eine Mahnwache am Geschirrplätzel am Samstag, 25. Mai, ab 11 Uhr. Für die Organisation der Mahnwache werde dringend noch Unterstützung benötigt. Melden kann man sich per E-Mail an omasgegenrechts-speyer@gmx.de
Übrigens auch als Opa. Oder als jüngere Frau. Auch Enkel sind nicht zwingend erforderlich. Dennoch ist es den Dreien wichtig, dass es sich bei den Omas gegen Rechts um eine von älteren Frauen gegründete Initiative handelt, die sich damit Gehör verschaffen wollen. Was es dafür braucht? Engagement. Zeit. Einsatzwille. Und den Mut, in der Öffentlichkeit für seine Überzeugungen einzustehen. Omas gegen Rechts werden von manchen belächelt, von anderen bedroht. Sie erhalten Applaus. Und Hassbotschaften. "Man muss mit Kritik umgehen können", erläutert Martina Förster aus Speyer. Sie engagierte sich früher bei Die Linke und in der Gewerkschaft.
"Alt sein heißt nicht stumm sein"
Ihre Mutter, die noch das Ende des nationalsozialistischen Regimes erinnert, habe ihr neulich anvertraut, dass sie zu keiner Zeit eine solche Angst verspürt habe, wie jetzt. "Wer nichts sagt, stimmt zu - wir müssen unsere Haltung zu Menschenrechten und Demokratie in die Öffentlichkeit tragen", sagt Förster dazu. Zu einer schweigenden Mitte will sie nicht gehören: "Alt sein heißt nicht stumm sein". Christine Huwe ist auf der Zugfahrt zu einer Demo nach Schifferstadt mit drei jungen Mädels ins Gespräch gekommen, die wissen wollten, was sie mit ihrem Teppichklopfer-Schild bezwecken möchte. "Dass Ihr am 9. Juni wählen geht", war die prompte Antwort der Römerbergerin. Und zwar eine Partei, die auf der Demokratie fußt.
Jeden zweiten Montag im Monat treffen sich die Omas gegen Rechts um 18 Uhr im Jugendkeller des Speyerer Naturfreundehauses. Jede und jeder ist bei diesen Treffen Willkommen und eingeladen, einfach mal vorbeizuschauen.
Die Idee zu den Omas gegen Rechts ist ein Import: 2017 in Österreich als zivilgesellschaftliche überparteiliche Initiative gegründet, die sich in den politischen Diskurs einmischen will, fand in Deutschland im Januar 2018 die erste Gruppe zusammen. Die Omas gegen Rechts setzen sich ein für eine demokratische, rechtsstaatlich organisierte freie Gesellschaft und wenden sich gegen faschistische Tendenzen und Ausgrenzung aller Art.
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