Andreas Reifsteck, Geschäftsführer der „Kreishandwerkerschaft Region Karlsruhe“
„Das Handwerk ist wichtig für die Gesellschaft“
Region. Die aktuelle Situation trifft alle Bereiche – auch das Handwerk. „Wochenblatt“-Redaktionsleiter Johannes Wagner fragte nach bei Andreas Reifsteck, Geschäftsführer der „Kreishandwerkerschaft Region Karlsruhe“, der 28 Handwerksinnungen mit Sitz im Stadt- und Landkreis Karlsruhe angehören. Schließlich sind in den Innungen knapp 1.600 Handwerksbetriebe organisiert!
???: Wie beeinflusst Corona das Handwerk?
Andreas Reifsteck: Im Zuge der Corona-Krise verzeichnen auch Handwerksbetriebe nie dagewesene Einbrüche mit teils schwerwiegenden Folgen für Liquidität, Beschäftigung und den Betriebsbestand. Viele Handwerksberufe üben aber gerade auch in diesen Tagen zentrale systemrelevante Tätigkeiten aus. Dafür muss man den Männern und Frauen des Handwerks in aller Deutlichkeit Danke sagen. Gerade auch, weil die Achtung und der Respekt vor den Handwerksberufen in den vergangenen Jahren leider nachgelassen hat. Jetzt wird deutlich, wie wichtig auch das Handwerk für eine funktionierende und florierende Gesellschaft ist.
???: Gibt's für Kunden und Auftraggeber Einschränkungen?
Reifsteck: Die Corona-Krise greift teils massiv in das Arbeits- und Geschäftsleben ein. Jeder hat für einige Wochen z.B. ja auch selbst erleben können, dass man aufgrund staatlicher Vorgaben nicht mehr zum Friseur oder zum Kosmetiker gehen konnte. Die allermeisten Handwerksbetriebe waren und sind aber während der Krise täglich für Kunden da, erfüllen dabei auch alle besonderen Schutzmaßnahmen und Auflagen.
???: Wie kann die Kreishandwerkerschaft die ihr angeschlossenen Betriebe unterstützen?
Reifsteck: Es besteht ein besonderer Bedarf an Beratung und Unterstützung. Wir unterstützen unsere angeschlossenen Innungsfachbetriebe umfassend z.B. mit Informationen, Unterlagen, Vordrucken und Formularen im Rahmen der Corona-Krise. An der Stelle möchte ich auch gerne mal die gute Zusammenarbeit mit der Kammer und den jeweiligen Fachverbänden der Innungen in der Krise lobend erwähnen. Ein besonders Augenmerk richten wir derzeit verstärkt auch auf die Vermittlung von staatlichen Förderprogrammen. Gerade derzeit wird hier viel von Bund und Land getan, wovon auch Handwerksbetriebe ihren Nutzen ziehen können. Die Kreishandwerkerschaft stellt hier die Projekte vor, vermittelt passende Handwerksbetriebe an die Partner aus Wirtschaft und Forschung. Mit unserer „Craft Roadshow“ unterstützen wir dazu die Handwerksbetriebe im Bereich des beruflichen Nachwuchses. Sobald es die Corona-Krise wieder zulässt, werden wir wieder an den Schulen mit Vollgas für eine Zukunft im Handwerk bei den Schülern werben, denn trotz der Corona-Krise bildet das Handwerk aus und sucht immer gute junge Leute, die sich in einem spannenden Umfeld weiterentwickeln möchten.
???: Wird die Pandemie längerfristige Auswirkungen auf Handwerksbetriebe haben?
Reifsteck: Wenn die Pandemie zu einer allgemeinen Rezession führt – und darauf deutet leider einiges hin - wird dies mittelfristig auch bei Handwerksbetrieben dazu führen, dass es zu einem Auftragsrückgang in einigen Bereichen kommt. Entscheidend ist, dass jetzt die Lockerungen. die vertretbar sind. bald greifen und die wirtschaftliche Tätigkeit wieder zunimmt. Gleichzeitig geht es weiterhin um die Eindämmung der Pandemie und die weitere Reduzierung der Infektionszahlen. Die Politik hat hierbei die Aufgabe einer permanenten Gratwanderung zwischen den Mahnungen der Virologen und den Forderungen der Wirtschaft nach Lockerungen. Ich ziehe meinen Hut vor den Politikern, die all dies mit Vernunft und Verantwortung entscheiden müssen. Es allen dabei recht zu machen, ist unmöglich.
Autor:Jo Wagner |
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